Prof. Hildebrandt - Nachgefragebogend

HERMES: Wie kamen Sie zu dem Fach Marketing und warum spezialisierten Sie sich auf dem Bereich des Konsumgütermarketing?

Bevor ich das Studium der Betriebswirtschaftslehre begann, habe ich an der Hochschule der Künste Design studiert und auch erfolgreich abgeschlossen. Die Spezialisierung in der BWL auf das Fach Marketing mit seinen kreativen Aufgaben in der Pro-dukt-und Markenpolitik, der Entwicklung von Werbekonzeptionen und seinen Ansätzen zur Modellierung des Kaufverhaltens war daher naheliegend. Außerdem hatte ich das Gefühl, daß ich mit etwas handfesteren Problemen besser umgehen kann, als mit Kunst.

HERMES: Woher stammt Ihr Interesse für diese Fachrichtung?

In einer Seminararbeit während des Studiums mußte ich mich mit Schriften von W. Kroeber-Riel zum Konsumentenverhalten befassen. Das war damals in der Absatzforschung eine ganz neue Ausrichtung. Ich habe sie mit meiner Neigung für statistische Methoden verknüpft.

HERMES: Welches andere Fach hätten sie sonst bevorzugt?

Psychologie und statistische Methoden.

HERMES: Warum wechselten Sie an die HUB?

Zum einen kannte ich das Aufbaukonzept der WiWi-Fakultät an der HUB und fand es sehr reizvoll, zum anderen habe ich in Berlin studiert und fast 20 Jahre hier gelebt. Auch nach sieben Jahren in Bielefeld stand immer noch mehr als ein Koffer in Berlin!

HERMES: Welche Hobbies haben sie?

Weite Reisen (z.B. Trecking im Himalaya), Kunst und Kultur erforschen und als Sport Skilaufen und Fahradfahren.

HERMES: Haben Sie ausreichend Zeit für Ihre Hobbies?

Nein!

HERMES: Welche menschlichen Eigenschaften schätzen Sie in besonderem Maße und welche können sie nicht vertragen?

Ich schätze Ehrlichkeit und Offenheit und kann auch mit unbequemen Meinungen gut umgehen. Überhaupt nicht vertragen kann ich Unterwürfigkeit.

HERMES: Welche Eigenschaften braucht ein erfolgreicher Manager?

Durchsetzungskraft, gute Selbstorganisation, gutes Zeitmanagement und Kooperationsfähigkeit.

HERMES: Was ist Ihre Lieblingsmusik?

Klassische Musik - am liebsten Barock, New Age, und Jazz-Rock. Je nach Stimmung und Arbeitsbelastung.

HERMES: Ihre Vorstellung vom irdischen Glück?

Oh je!

HERMES: Ganz ehrlich, wissen Sie was eine Einzimmerwohnung kostet? Wie lange man auf einen Wohnheimplatz wartet?

Ich glaube, ich kann es mir vorstellen. Ich habe auch einmal mit sehr knappen Mitteln studiert, nebenbei gearbeitet und war auf preiswerten Wohnraum angewiesen (Berliner Standard: Außenklo). Ich weiß, daß sich die Situation nicht verbessert hat.

HERMES: Wie haben Sie die 68-er Generation erlebt?

Ich hatte gerade in Berlin angefangen zu studieren, Teach-ins besucht und gegen den Vietnamkrieg protestiert.

HERMES: Wie erlebten Sie die Maueröffnung?

Außerhalb von Berlin während einer Dienstreise wurde die Nachricht im Flugzeug durchgegeben. Ich hielt es zuerst für eine "Ente" und war nach meiner Ankunft in Berlin immer noch ziemlich überrascht, daß die Mauer tatsächlich offen war.

HERMES: Welche Schriftsteller lesen Sie am liebsten?

Eigentlich lese ich eher Sachbücher. Aktuell mag ich ansonsten Sten Nadolny und Michael Ende.

HERMES: Ihr liebstes Theaterstück?

Peer Gynt in der Inszenierung von Peter Stein - vor ewigen Zeiten an der Schaubühne gesehen - bleibt unerreicht.

HERMES: Welches Buch lesen Sie zur Zeit?

"Die Weizsäckers" von Martin Wein

HERMES: Hatten sie jemals einen Grund, am Sinn Ihres Berufes zu zweifeln?

Wenn man durch die Elendsquartiere in Entwicklungsländern oder auch an den Peripherien der großen amerikanischen Metropolen streift und dabei die Konsumgüterwerbung sieht, dann muß man sich schon fragen, ob Marketing hier die Lösung ist.

HERMES: Wären sie nicht Professor geworden, in welchem Rahmen hätten Sie gern gearbeitet?

Ich hätte auch gern in einem der großen deutschen Forschungsinstitute gearbeitet.

HERMES: Gibt es für Sie eine Traumtätigkeit in der Wirtschaft/Gesellschaft/Politik?

Ich denke, daß der Beruf eines Professur in den Wirtschaftswissenschaften so viele Möglichkeiten zur Entfaltung und zur Entwicklung von Aktivitäten schafft, daß er eine Traumtätigkeit ist - besonders an der HUB.