Die ersten Wochen im Leben der WiWi-Küken

Die Einführungstage

11. Oktober 1995 - Erster Tag Uni, und man war doch etwas nervös.Da war dieser große Hörsaal, unglaublich viele Leute, und man war froh, wenn man wenigstens ein Gesicht kannte! Die Professoren fingen an zu erzählen, gaben Literatur- u. a. Hinweise, teilten Skripte aus, um die man sich fast schlagen mußte, weil nicht genug davon vorhanden waren- und und und ... welch eine Verwirrung! Ab und zu hörte man die Worte: "Na wartet mal auf Freitag; da trefft ihr die Leute vom Studentenrat, die helfen auch." Was um Himmels willen war der Studentenrat ? Mittwoch und Donnerstag gab es dann noch mehr Informationen über Informationen über allerlei.

Am Freitag waren wir natürlich auch alle da, saßen im "Aquarium" und warteten. Wir sollten dann aus Kartons Bonbons ziehen. Bonbons? Nun gut. Die Bonbonsorte stand für Raumnummern. Da saßen dann Studis höherer Semester (Leute, die "Bescheid" wissen!) und wollten mit uns Spiele spielen. D. h., eigentlich nur eines - Studiopoly, nahe verwandt mit einem bekannten Gesellschaftsspiel. Ziel des Ganzen war, in kurzer und verständlicher Form Bekanntschaft mit Studien- bzw. Prüfungsordnung zu machen. Und es war sehr angenehm, mal nicht wie im Hörsaal zugetextet und informiert zu werden. Nun wurden wir von "Gleichgesinnten" zugetextet und informiert, und man konnte Fragen stellen, ohne durch einen Hörsaal mit 200 Student(inn)en rufen zu müssen. Also fragten wir und spielten und aßen noch mehr Bonbons. Später war noch eine kleine Sightseeing-Tour durch das Unigebäude und außerhalb möglich (kostenlos!).

Am Montag darauf ging natürlich der richtige Streß erst los. Die nächsten zwei Wochen bemühte man sich, alle Infos und Neuigkeiten und Paragraphen und Klauseln und Funktionen und Geld-Güter-Kreisläufe mitzubekommen, was aber eigentlich kaum möglich war. Aber so nach einer Weile legte sich die ganze Aufregung etwas. Es kommen zwar immer wieder Überraschungen, Änderungen etc., aber die nimmt man nun schon gelassener als in den ersten Tagen.Trotzdem waren diese Einführungstage wichtig, sonst würden wir "Küken" immer noch plan- und ziellos durch das Gebäude laufen. Somit weiß man, wo bestimmte Räume sind, wie es in der Mensa, im Turmcafé und am Getränkeautomaten zugeht und was StuRa, HERMES und Studienfachberatung sind. Vielleicht kann dieses Studium im Wi-Wi-Gebäude in der Spandauer Straße tatsächlich Spaß machen!!!

Die Erstsemesterfahrt

Was hatte ich mir für Sorgen gemacht, daß ich keinen Platz mehr auf der Erstsemsterfahrt kriege, weil ich mich erst eine Woche nach der Ankündigung angemeldet hatte. Ich fand es eine echt tolle Idee vom StuRa, diese Fahrt zu organisieren, damit wir Neulinge uns gegenseitig, aber auch einige Erfahrenere kennenlernen können. 30 Plätze hielt ich aber für etwas knapp. Die anderen Erstsemestler, die mit nach Buckow kamen, dachten wohl auch so. Aber wir hatten uns mächtig geirrt. Von nahezu 300 Erstsemstlern nahmen gerade mal 17 an der Fahrt teil.Den anderen ist eine Menge Spaß entgangen.

Wir waren im Naturfreundehaus untergebracht, mitten in einem Wald, in dem man sich wunderbar verlaufen kann. Ideal für uns Stadtmenschen, die soviel Natur auf einmal nur selten zu sehen kriegen. Im Haus war es zwar schön warm, aber draußen der Jahreszeit entsprechend "frisch" (wir hatten den ersten Schnee!). Grillen und Lagerfeuer waren natürlich ein Muß. Und einige sahen und tranken zum ersten Mal in ihrem Leben eine Feuerzangenbowle vorm Kamin. Aber es gab noch mehr Neues. Am Sonnabend fanden Workshops statt, bei welchen wir Möglichkeiten einer sinnvollen Betätigung an der WiWi-Fakultät kennenlernten, ohne daß es mit Pauken o.ä. verbunden wäre.

Die Themen waren ökologische Ökonomie (der Renner unter den Workshops), die Evaluation der Lehre und die Studentenzeitung HERMES. Ohne diese Workshops wäre ich wahrscheinlich nicht so bald mal ins Studentencafè gegangen - ein Hangout, der mit Sicherheit besser ist als die Treppen, auf denen so manche ihre Freistunden verbringen.

Das Beste an der Fahrt waren aber die Leute selbst. Es war schon irgendwie beruhigend festzustellen, daß die anderen Erstsemestler auch nicht mehr Durchblick in Sachen Studium haben als man selbst. Und die aus den höheren Semestern konnten so einige Unklarheiten beseitigen und uns Tips bezüglich Professoren, Büchern und Klausuren geben. Der Studienalltag sieht jetzt, da wir mehr als nur drei oder vier Kommilitonen kennen, schon ganz anders aus.Denen, die nicht mit auf der Fahrt waren, kann ich nur sagen: Euch ist echt eine Menge Spaß entgangen!

Katrin Zecher, Tina Krischewski
unter Mitarbeit von Katharina Perting