Erschütternd!

Sauerstoffmangel in der Vorlesung

Viele Studenten klagen während der Vorlesung wegen Luftmangel und der daraus resultierenden Müdigkeit. Unser Spezialist in solchen Fragen, Redakteur Dr. Mabuse, ging diesem Problem mit einem Test am eigenen Körper auf den Grund. Hier nun sein Tatsachenbericht:

Es war Montag morgen acht Uhr. Mit zugekniffenen Augen, gerade so, als ob mir die Sonne direkt ins Gesicht scheinen würde, betrat ich einen dieser gigantischen Räume. Noch während mir ein freundlicher, bärtiger Mann meine Zigarette aus der Hand riß, mit einem Fluch in den Papierkorb warf und mit blitzenden Augen auf irgendeinen Aushang verwies, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Wie in einem Ameisenhaufen wimmelten zahllose Studenten hin und her, redend, lavierend und ohne Scham, zu so früher Stunde schon solch einen Lärm zu machen. Ich war wie betäubt und sah mich Hilfe suchend um. In mindestens fünfzig Metern Entfernung gab es zwei riesige Tafeln, an denen ein kleiner Mann bereits irgendwelche Formeln anschrieb. Ich bin nun wirklich kein Brillenträger, aber für mich schienen all diese Zeichen wenig Sinn zu ergeben. Hatte ich so etwas schon mal im Museum gesehen? Mmmhhh..., wie dem auch sei, plötzlich begann er zu sprechen...

Nun, im nachhinein muß ich sagen, ich weiß nicht mehr was er sagte, aber als ich wieder erwachte, mußten gut 20 Minuten vergangen sein. Mich umgab eine trübe und stickige Atmosphäre und ich griff schnell in meine Tasche nach der Sauerstoffmaske. Zwei, drei Züge brachten mich wieder ins Leben zurück und ich sah mich um. Überall erblickte ich gesenkte Köpfe und hörte das hastige Kratzen von Stiften auf Papier. Doch hier und da sah ich Köpfe, die auf dem Tisch zu ruhen schienen, ganz so als ob..., als ob...

In diesem Moment waren mir das zweite Mal die Augen zugefallen, doch diesmal waren es glücklicherweise nur 5 Minuten, die ich im Schlaf verbrachte. Verdammt, ich hatte genug und legte die Maske komplett an. Aahhhh, Sauerstoff! Hastig holte ich nun meine Instrumente hervor und begann ein paar Messungen vorzunehmen und ... und es war erschütternd!! Ich war fassungslos. Betrug doch der Sauerstoffanteil kaum [zensiert - Der Dekan] Prozent.

Kein Wunder, daß alle Scheiben beschlagen waren und die meisten Körper der Studenten aus Selbstschutz abgeschaltet hatten, um im Schlaf Sauerstoff zu sparen!
Wie gelang es dem Professor noch, so zu reden und unverständliche Dinge anzuschreiben? Er mußte einen Trick verwenden. Ich sah ihn mir an. Nichts! Ich holte mein Opernglas hervor... und da, ich hatte es. Ein kleiner Schlauch, kaum zu sehen, kam aus seinem Kragen und verschwand im Mundwinkel des kleinen Mannes. Aha, deshalb drehte er den Studenten so oft den Rücken zu und schrieb Dinge an die Tafel. Er wußte also Bescheid! So in meinen Überlegungen verstrickt, beachtete ich nicht die Anzeige meines Sauerstoffgerätes und erst als ich immer müder zu werden begann, erkannte ich mein Dilemma. Aber, gäähhhnnn... ich konnte ja jetzt gehen, ich muß nur aufstehhheeeennn und geeehhhnnnn...

Ein lautes Getrampel und Geschrei weckte mich wieder und verwirrt und völlig verspannt sah ich alle aus dem Raum stürmen, oder besser taumeln, wollte doch jeder so schnell es geht an die Luft und atmen. Ich erhob mich mit zittrigen Knien und wankte zum Ausgang. Oh Gott, nie wieder, schwor ich mir, zum Teufel mit der Redaktion, die mich dazu verführt hatten. Mußte ich doch eigentlich noch an einer Übung teilnehmen, um dort dasselbe durchzumachen, doch entschied ich mich für mein Leben und beschloß, es abzusagen. Hatte ich doch kaum die lebensfeindliche Atmosphäre im größten Raum der Fakultät überlebt, so würde mir ein kleiner Übungsraum den Tod bringen. Ich hatte gerade den Raum verlassen, atmete frische Luft und war mit solchen Gedanken beschäftigt, als mich zwei schwarz bemantelte Männer in die Mitte nahmen und bevor ich etwas sagen konnte in die Toilette schleppten. Einer hielt mich fest, während der andere meine Taschen durchwühlte und meine Instrumente und Aufzeichnungen an sich nahm. Bevor sie mich zu Boden fallen ließen sagte der größere von beiden noch: „Zu niemandem ein Wort, oder sonst!“. Ich schluckte und sank an der Wand zusammen. Alles umsonst? Wer waren die gewesen? Mutlos raffte ich mich auf und trottete nach draußen...

(Dr. M.)

Hier enden die Aufzeichnungen von Herrn Mabuse (wahrer Name wird nicht genannt), die uns ein Informant aus Brasilien zugespielt hat. Als freies Organ der Wahrheit sehen wir uns trotz Widerstand genötigt, dies zu veröffentlichen, riskieren wir damit auch unsere Zulassung.

(Redaktion)