Yellowstone National Park: Arbeiten im Ausland!

Freiheit, Selbständigkeit, Unabhängigkeit – mal ehrlich, wer von uns an Mutters Brust genährten, wohlerzogenen Teilzeitstudenten hat nicht schon mal davon geträumt, alles hinzuschmeißen und fern der Heimat neu anzufangen, andere Völker und Kulturen kennenzulernen (nicht nur als Tourist). Nun, das ist durchaus möglich, für gewisse Zeit und auch ohne gleich alle Zelte abzubrechen. Bei mir hat alles mit einer Broschüre des Arbeitsamtes angefangen: „Arbeiten in Ausland“. Hier sind alle Jobmöglichkeiten, die die ZAV/Arbeitsamt vermittelt, aufgeführt (auch zu finden unter ZAV. Meine Wahl fiel auf Amerika, genauer: die National Parks, Wandern durch beeindruckende Landschaften, einschlafen mit Hase und Bär, das war mein Traum von Freiheit.

Eines gleich vorweg, Wer Geld verdienen will, liegt hier falsch. Es gilt nach Abzug aller Kosten: plusminus null oder weniger.

Nun zur Bürokratie. Man braucht schon etwas Geduld und Ausdauer. Ich fragte mich desöfteren, ob der Aufwand gerechtfertigt ist und muß im Nachhinein sagen: JA. Bewerbungszeitraum ist ungefähr 6-12 Monate vor Arbeitsbeginn. Nachdem ich mich für mein Programm entschieden hatte, forderte ich die Unterlagen über Internet an. Diese sind nicht vom Arbeitsamt, sondern einer Organisation im entsprechenden Land vor Ort, bei mir Interexchange (im folg. I.). Sie mußten in Englisch ausgefüllt werden und waren extrem detailliert, bis hin zu Fragen wie: „Wie verhalten sie sich, wenn sie ungerechtfertigt von ihrem Chef angebrüllt werden?“. Ich wurde dann für würdig erachtet, zu einem persönlichen Gespräch in Frankfurt am Main(!) vorbeizuschauen. Hier traf ich Leute von I., die in Europa die Runde machten und Bewerber interviewten. Sei nett und sprich ein bißchen Englisch, mehr wird nicht verlangt.

So wurde ich denn angenommen. Es folgte etwas Behördenkram, Visa (70DM), ja sogar eine amerikanische Steuererklärung. Außerdem erhielt ich das konkrete Jobangebot, welches I. mir vermittelt hatte: Yellowstone Nationalpark – mein Wunschort (das klappt nicht immer). Jetzt wollte man Kohle sehen: 370 $. Dazu kommt noch Krankenversicherung (200 DM) und Reisekosten. Denn die komplette Anreise erfolgt in Eigenregie. Es gab dann noch ein formelles Treffen in New York, dem Hauptsitz von I. Das war schlecht organisiert und weitgehend nutzlos. Wer nicht sowieso N.Y. sehen möchte, kann darauf verzichten. Ich kannte es schon, und durfte nun durch halb Amerika (etwa 3000km) mit dem Bus fahren. Es geht auch schneller, aber eben nicht billiger und außerdem: Was man hier für Typen kennenlernt – unglaublich!

Nach unendlichen 4 Bustagen, unterbrochen von einem netten Zwischenstop in Chicago, stand ich nun an der Haltestelle zum Park in irgendeinem Kaff in Wyoming – und traf einen Kommilitonen aus der Wiwi-Fak. Er kam mit Council, der anderen großen Organisation für Amerika und hatte N.Y. klugerweise ausgelassen. Council ist I. ähnlich. Die Gebühr ist gleich hoch, incl. Krankenversicherung, dafür muß man sich um seinen Job selber kümmern.

Zum Park an sich kann ich nur sagen, daß alle meine Erwartungen übertroffen wurden. Zwar gab es eine ziemlich harte 40 Stunden-Woche, doch die Freizeit entschädigte für alles.

Der Park ist unterteilt in 5 verschiedene Locations mit insges. 2000 Arbeitnehmern, darunter 250 Internationals, größtenteils aus Europa und alle ungefähr 20-25 Jahre alt. An jedem Ort gab es eine Kneipe, Sporthalle und Fitnessraum – alles nur für die Arbeiter. Die Jobs sind einfache Arbeiten von Küchendienst bis Zimmermädchen. Man erwartete gute Arbeit, sonst wurde man entlassen – auch als International. Ansonsten war die Stimmung wirklich locker, eher wie in einer großen Familie, fast jeden Abend Party oder irgendein Spiel, von Fußball über Frisbee bis Basketball. Am Wochenende gings dann raus in die Natur. Es gab wirklich alles, Berge bis 3600m, massenhaft Geysire und heiße Quellen, Tiere aller Art, auch Bären (wirklich gefährlich!), aber auch riesige abgebrannte Wälder, fast schon ein echtes Abenteuer.

G.K.