Prüfungstermine & Praktika... Die weite Welt & neue Horizonte

Gastartikel:
in dieser Rubrik veröffentlichen wir fast alle Artikel, die ihr uns mailt oder in unseren Kasten (Erdgeschoß) steckt, ohne große Veränderungen. Logischerweise spiegeln die Artikel nicht immer unsere Meinung wider. Übrigens sind auch Leserbriefe, evtl. mit Kritik an Artikeln, gern gesehen:

Wir machen den Weg frei!

Der enthusiastische Student ist stets bestrebt, sein „theoretisches Handwerkszeug“ so früh wie möglich mit praktischen Erfahrungen zu erweitern, es auszuprobieren, angewandt und bestätigt zu sehen. So will er denn auch später dem leider recht weitverbreiteten Vorurteil, „er wäre mit der praktischen Seite seines Faches nicht allzu betraut,“ tapfer entgegentreten! Wenn man ihn denn läßt...

Praxis – ja bitte!

Endlich! Die ersten Schritte hinaus in die ausseruniversitäre Welt waren vorbereitet. Die Mühe hat sich also gelohnt! Eine erste Kontaktaufnahme zu einem deutschen, international tätigen Unternehmen war erfolgreich abgeschlossen und eine genauere Absprache bezüglich des konkreten Praktikumszeitraumes im Sommer sollte in einem persönlichen Gespräch in den nächsten Tagen folgen... Die Tatsache, einen Praktikumsplatz noch im Grundstudium zu erhaschen, ist, wie viele sicher aus eigener Erfahrung wissen, einfach ein Glücksfall im Leben eines Studenten (Vitamin B jetzt mal ausgeschlossen). Viele Unternehmen ermöglichen Praktika erst „...nach abgeschlossenem Grundstudium...“ und „...von einer Dauer von 6 Wochen bis 3 Monaten...“ Dies ist auch nachvollziehbar, bedenkt man die Einarbeitungszeit.

Es führt ein Weg...

Viele, die sich für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften entschieden haben, taten es mit dem Wissen, „später Möglichkeiten in vielen Bereichen zu haben!“ Wieviel verschiedene Bereiche es denn so gibt, beginnt man erst im Laufe der Zeit zu erahnen. In welchem Metier man später sein spezielles Talent, seine Vorlieben und Fähigkeiten am besten einbringen kann, ist nicht von Anfang an mit Bestimmtheit zu sagen. Um herauszufinden in welchen Bereichen der Wirtschaft man persönlich optimal zur Steigerung des Bruttosozialproduktes beitragen kann, oder wo man sich später am besten aufgehoben fühlen wird, entdeckt so mancher erst bei einem Praktikum.

Wie aus Terminfragen Terminplagen werden können...

Jetzt wird´s ernst!...dachte ich mir! Der Zeitraum war zu klären. Früher leider nicht möglich, denn die Bekanntgabe der Prüfungstermine war noch nicht erfolgt. Und da standen sie nun, die Prüfungstermine in ihrer endgültigen (?!) Form, so ungünstig wie an kaum einer anderen Fakultät bzw. Universität! Teilweise bis hinein in die zweite Ferienhälfte, oder gar am Ende – eben semesterabhängig. Nur kurz: Das Praktikum konnte ich vergessen!

Die Halbierung der Semesterferien bedeutet sowohl eine Ferienhalbierung, was bei 2½ Monaten zu verschmerzen ist (wie gut man sich erholen kann, wenn man weiß: „Wenn ich wiederkomme, habe ich in zwei Wochen Prüfung,“ ist individuell...), als auch Halbierung der anderweitig nutzbaren Zeit. Da war man nun ernsthaft bereit, auf seine wohlverdiente Urlaubsreise zu verzichten, andere Länder und Kulturen kennenzulernen, etwas für seinen Geist auch abseits „mathematisch-theoretischer“ Pfade zu tun, soziale Kontakte zu pflegen und wiederzubeleben, neue Erfahrungen zu sammeln und nun...?

Innerhalb der Vorlesungswoche etwas Vergleichbares wie ein Praktikum durchzuziehen, ist beim ernsthaften Betreiben des Studiums, wie es uns vom ersten Tag an auf unserer (Elite-)Fakultät nahegelegt wurde, ja kaum möglich, PO sei dank. Fazit: Praktika von einer Dauer, die dem Studenten oder dem Unternehmen auch etwas bringen, kann man dann doch wieder ins Reich der schönen Ideen verbannen. Oder ins Hauptstudium, wo wir schon wesentlich weiter auf dem (hoffentlich richtigen) Weg unterwegs sind.

Schaut man sich dann wieder die Stellen-Bewerbungen an, wie: „...vielfältige Praktikaerfahrung im In- und Ausland“ und den dazugehörigen „Wunschzettel“ der umworbenen Unternehmen, wird einem irgendwie doch Angst und Bange. Wirft man einen Blick auf die „schwarzen Bretter“ der Fachhochschulen, stellt man fest, daß man sich um die dortigen Studenten mit offenen Praktikumsangeboten deutlich auffälliger bemüht. Ja gut, sie haben ja auch laut „Lehrplan“ die Pflicht, Praktika durchzuführen.

Wir wollen nicht an die Hand genommen werden, wir wollen selbst in die Hand nehmen können. Darum stören einige Fesseln! Persönlich habe ich es (sie) so lösen können, daß ich bei „meiner“ Firma einen Tag des Wochenendes und einen in der Woche arbeiten kann, was das Aufgabenfeld natürlich eingrenzt, aber mir erste Eindrücke verschafft. Und man hat einen Fuß in der Tür - auch nicht ganz unwichtig. Wieder Glück gehabt! Aber da es einen dann doch nicht so ganz peripher tangiert, sich immer auf glückliche Zufälle verlassen zu müssen, sondern man sein Geschick selber in die Hand nehmen möchte, muß einem Studenten jede mögliche Unterstützung von seiner Universität entgegengebracht werden. Nur wie soll sie aussehen? Eine frühere Bekanntgabe der Prüfungstermine und frühere Prüfungszeiträume, mehr Kontaktbörsen – ein Anfang. Vielleicht hat jemand konstruktive Anregungen schon auf anderen Universitäten sammeln können und kann sie beisteuern.

„Dann geh´ doch auf die Freie...!“ vs.„Oder an unsere Uni“

Doch der Ruf UNSERER Uni hält viele (viele fragen sich aber auch “ wo kommt er eigentlich her?”). Sie wollen und sie hoffen. Der Ruf muß mehr sein, als der Gesang der Sirenen. Wenn man den Anspruch erhebt, eine “besondere” WiWi-Fakultät zu sein, muß man sich überlegen, was sie auszeichnen soll und wodurch man es erreichen kann. Hervorragende Wissenschaftler als Dozenten, nur das ist nicht alles. Aber wir sind auch „Brutstätte“ vieler neuer WiWis! Das bringt auch eine gewisse Verantwortung mit sich. Das oberste Ziel soll es doch sein, einem möglichst „kompletten“ Studenten das Diplom überreichen zu können, der so gut wie möglich ausgebildet und auf die Zukunft vorbereitet wurde, auf den die Universität zu Recht stolz sein kann (man kann nur auf etwas stolz sein, wofür man etwas kann). Man sollte Initiative fördern und nicht allein durch ein „gestraffte Prüfungsordnung“ einen Elite aussieben, sie hervorbringen, formen, ermuntern, ermöglichen! An anderen Universitäten (teilweise private) wie z.B. der WHU oder der EBS stehen Auslands- und Praxiserfahrungen ihrer Studenten ganz oben. Ich ziehe sie nur soweit zum Vergleich heran, als daß ihr Profil den Stellenwert der Praxis und einer „generalistischen“ („runden“) Ausbildung widerspiegelt. Auch sie sprechen von „Elite“. Aber wieviel Eliten kann es denn geben? Wie sieht sie eigentlich aus? Ich denke, wir sind es?! Will die Welt da draußen nicht einfach Menschen mit Charakter, mit Visionen, die wissen, was sie wollen und was sie können? Menschen, die Theorie und Praxis als Einheitliches anwenden können? Jedenfalls sollte versucht werden, jeden zu unterstützen, der dabei ist, seinen Weg zu finden.

Gleiches Recht für alle...

Die Möglichkeit des Praxisbezuges während des Studiums muß auch einem Universitätstudenten geboten werden. Dieser hat sich ja auch bewußt für ein Studium auf der Universität entschieden und sollte das später aufgrund des Vorwurfes mangelnder Erfahrungen nicht bereuen müssen. Hoffentlich hat es sich auch wirklich rumgesprochen, „...wir von Humboldts...“, wie einige Professoren sagen, „...sind schon was ganz Besonderes,“ – und wir später sagen können: „Und nun sind wir die Personalchefs, und was anderes sollten wir unserem Unternehmen geben, als ’Humboldt´s Echte‘?“

Der WirtschaftsOptimist