Semesterticket, die XXX.

Die gute Nachricht lautet: Semestertickets sind erfolgreich. Seit ihrer Einführung in Deutschland 1991 nutzen Studenten wieder häufiger Busse und Bahnen. Ihre Zahl stieg zwischen `91 und `97 von 16% auf 30%. Damit fahren mehr Studenten mit öffentlichen Verkehrsmitteln als mit Auto und Motorrad zur Uni. Damit erfüllt das Studententicket den ökologischen Grund, aus dem es eingeführt wurde.

Die schlechte Nachricht lautet: Was selbst in Cottbus und Darmstadt funktioniert, wird in Berlin standhaft bekämpft. Besser gesagt, es wird gekämpft, von allen Seiten und natürlich immer nur dafür. Und selbstverständlich sind immer die anderen Schuld.

Noch mal zur Erklärung. Bei einem Semesterticket gilt der Studentenausweis als Fahrschein. Dafür wird ein erhöhter Sozialbeitrag bei der Rückmeldung erhoben, wohlgemerkt von jedem.

Allen die meinen, sie würden auf keinen Fall da mitmachen sei gesagt, dass Mitte Mai vor dem Bundesverwaltungsgericht in Berlin zwei Klagen in dieser Richtung abgewiesen wurden.

Das wirkliche Problem ist nun herauszufinden, welcher Betrag denn eigentlich angemessen ist.

Hier stehen sich zwei Parteien gegenüber. Semtix, eine Gruppe von Studenten auf der einen und die Verkehrsbetriebe (in wechselnder Zusammensetzung) auf der anderen. Dazu kommen noch die Befürworter und Gegner aus dem politischen Lager. Noch vor 3 Jahren legte die BVG ein Angebot von 190,- auf den Tisch, ein Preis, von dem man heute träumt. Doch Semtix brachen damals die Verhandlungen ab. Anschließend wurden die Preise für Azubi-Monatsmarken drastisch erhöht, was mit dem Semesterticket sicherlich nicht möglich gewesen wäre.

Der nächste gescheiterte Versuch fand letztes Jahr statt. Dieses Mal bot der VBB (Verkehrsverbund Berlin/Brandenburg) 227,- für Berlin und Potsdam. Er wurde jedoch aus seinen eigenen Reihen torpediert. Dazu muss man wissen, dass jede Tarifänderung vom Berliner Senat genehmigt wurde. Dieser verweigerte auf Druck der BVG und anderer den Tarif, denn er sei nicht "kostendeckend".

Urabstimmungen in einigen Berliner Hochschulen zu diesem Angebot zeigten, daß die Studenten klar für ein Semesterticket, aber nicht zu diesem Preis sind.

Eigentlich steht die Formel für den Preis. Bemessungsgrundlage sollen die bisherigen Einnahmen der Verkehrsbetriebe sein.

Laut BVG kaufe jeder Student im Schnitt 5 Monatsmarken zu 75,- pro Jahr, also 430 DM. Genau an dieser Stelle gibt es erstaunlicher-weise aber unterschiedliche Zahlen. So reichen laut Semtix 380,- p.a., die Verkehrsbetriebe fordern aber bis zu 480,- zur Kostendeckung. Für den gesamten Verbund sind es sogar 550,-.

Im Februar diesen Jahres fand dann eine Urabstimmung in der FU über 215,- pro Sem. für Tarifbereich AB statt. 53% sprachen sich dafür aus, jedoch war die Wahlbeteiligung zu gering.

Ein weiterer Aspekt der Verhandlungen scheint auch der Koalitionskampf zwischen CDU und SPD zu sein. Während die SPD sich auf ein Wirtschaftsgutachten stützt, welches 220- 230,- für den gesamten Verbundraum errechnete, steht die CDU zur BVG - kein Wunder, schließlich hält sie dort den Aufsichtsratssitz. Im Zuge der Neuen Koalitionsverhandlungen versucht nun die SPD 215,- für Gesamt Berlin/Brandenburg durchzusetzen. Dies wäre ein echter Durchbruch.

Der letzte Vorstoß der BVG im November`99 ging allerdings eher in die andere Richtung. Er geht von der Tatsache aus, dass jeder Student nur 8 Monate im Jahr zur Uni geht. Es soll ein Sockelbetrag von 20,- pro Semester und pro Monat ein Sonderpreis von 56 gezahlt werden. Das wären bei 4 Monaten pro Semester schon 244,- bei 6 Monaten 356,-. Das ist dann wohl eher ein schlechter Witz.

GK