Professorenportraits

An dieser Stelle führen wir endlich mal eine Rubrik ein: Das Professorenportrait. Damit ihr ein wenig mehr über die Leute wisst, bei denen ihr jahrein, jahraus in den Vorlesungen sitzt, stellen wir in jeder Ausgabe einen oder zwei Professoren unserer Wahl vor. Na ja, also zumindest tun wir das in dieser Ausgabe, für kommende Ausgaben will ich lieber mal nicht zu viel versprechen.

Prof. Uhlig, Ph.D.

Vollständiger Name: Harald Friedrich Hans Volker Sigmar Uhlig

Stellung: Leiter des Instituts für Wirtschaftspolitik

Veranstaltungen an der Wiwi-Fak: Konjunktur- und Wachstumspolitik, Numerical Methods of Macroeconomics, Finanzkrisen (Seminar), alles Veranstaltungen im VWL-Hauptstudium

Hauptfeld: Makroökonomie

Bevorzugte Themen: Applied quantitative theory und applied dynamic, stochastic general equilibrium theory; the intersection of macroeconomics and financial economics (wie ihr seht, ist Prof. Uhlig also nicht unbedingt 100%ig auf Wirtschaftspolitik ausgerichtet, sondern vor allem in Theorie stark)

Methoden: Vector Autoregressions, (Bayesian) time series econometrics, Numerical Methods

Ausbildung

1972: Abitur an der Waldoberschule Berlin

1982: Vordiplom in Mathe an der TU Berlin

1983: Vordiplom in VWL an der TU Berlin

1985: Diplom in Mathe an der TU Berlin

1990: Ph.D. in VWL an der University of Minnesota, Thema: „Costly informa-tion acquisition, stock prices and neoclassical growth“

Auszeichnungen und Preise

1981-1985: Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes

1985-1986: Fulbright Stipendium

1986-1987: Graduate School Fellowship, Department of Economics, University of Minnesota

1989-1990: Dissertation Support Award, National Bureau of Economic Research’s Committee on Dissertation Support Awards, NBER, Cambridge, MA

Mai 1990: Teilnehmer der Review of Economic Studies Tour von sieben frischen Ph.Ds in economics um ihre Arbeit in London, Barcelona und Tel Aviv vorzustellen

1998-1999: Marquis Who’s Who in Science and Engineering

1997-2000: Marquis Who’s Who World

Bisherige Stellungen

1982-1985: Tutor für Mathe, TU Berlin

1987: Teaching Assistant an der University of Minnesota (USA)

1986-1989: Research Asistant für Professor Christopher A. Sims an der Federal Reserve Bank of Minneapolis und am Institute for Empirical Macroeconomics (USA)

1990-1994: Assistant Professor an der Princeton University

1993-1994: Visiting Professor in Bonn und Visiting Assistant Professor an der University of Chicago (USA)

1994-2000: Research Professor in Macro-economics am CentER for Economic Research, Tilburg Universität (Niederlande)

1999-2000: Visiting Professor an der Stanford University (USA)

Unsere Fragen

Ihre Beweggründe, den Ruf nach Berlin anzunehmen:

Ich war insgesamt 15 Jahre im Ausland, und hatte den Wunsch, nach Deutschland zurückzukehren. Die Frage war dann: wie lässt sich in Deutschland ein interessanter Fachbereich in einer interessanten Stadt finden-und da fällt die Wahl schon beinahe automatisch auf die Humboldt-Universität in Berlin. Die Stadt ist ungemein spannend. Der Fachbereich ist ambitioniert, und hat internationale Ausstrahlung. Das gilt auch für die Universität insgesamt. Die Kollegen sind hervorragend. So ist insbesondere vom Standpunkt meines Fachs, der Makro-Ökonomie, Professor Burda der bekannteste deutsche Makro-Ökonom, und er ist hier. Einige Wermutstropfen gibt es schon. Ich habe mich im Ausland eigentlich sehr wohl gefühlt, und viel kann vom Ausland gelernt werden. Die vorgegebenen, bürokratischen Strukturen hier können zuweilen enorm frustrierend wirken und viel Zeit in Anspruch nehmen. Zum Glück hilft mir da insbesondere das Dekanat im Moment enorm, um den ein oder anderen Stein aus dem Weg zu räumen. Die Lehrstuhlstruktur ist (im Gegensatz zur „Department-Struktur“ amerikanischen Stils) nicht ideal. Die Lehrverpflichtungen sind (international gesehen) hoch, was der einzelnen Veranstaltung nicht zugute kommt. Die vom Land Berlin und damit von der Universität zur Verfügung gestellten Mittel sind enorm knapp. Und zur Zeit komme ich praktisch gar nicht zur Forschung, da ich voll mit der Aufbau-Arbeit des Lehrstuhls und den Vorlesungsvorbereitungen beschäftigt bin. Aber ich bin noch sehr optimistisch, dass sich auch all diese Dinge finden werden, und gutes Arbeiten in Forschung und Lehre schließlich möglich sein wird.

Ihre Eindrücke von unserer Fakultät:

Siehe oben: die Fakultät ist hervorragend und ambitioniert, es herrscht eine gute, kooperative Atmosphäre. Die quantitativ-theoretische Ausrichtung ist sinnvoll. Alle Leute sind nett und hilfsbereit, insbesondere das Personal auf allen Ebenen hier im Haus. Welche Wünsche bleiben offen? Es wäre schön, einen noch viel größeren Fachbereich zu haben, so dass in jedem Fach mehrere Kollegen auch miteinander forschen und sich die Lehre flexibel untereinander aufteilen. So könnte ein solcher Fachbereich ohne Probleme Fluktuationen im Lehrpersonal durch ein „Mehr“ an Personal insgesamt auffangen. Auch wäre es gut, möglichst viel an organisatorischem Aufwand zentral zu erledigen, anstatt es dezentral bei den Lehrstühlen zu lassen. Dazu braucht es ein personell größeres Dekanat, eine größere Computer-Gruppe, etc. Aber all dies ist wohl bei der derzeitigen Berliner Haushaltslage eine Illusion.

Ihr Rat an VWL-Studenten:

Volkswirtschaftslehre ist ein wirklich spannendes Fach, und ich hoffe, Sie genießen die Spannung der Themen, auch wenn sicherlich das eine oder andere Mal Frustrationen auftreten können. In der Forschung ist das Fach zunehmend mathematisiert: das wirkt sich daher auch in der Lehre aus. Überlegen Sie, in welche Richtung Sie gehen wollen: mehr in die Wissenschaft, oder mehr in die Praxis. Für die Praxis brauchen Sie wahrscheinlich vor allem kommunikative Fähigkeiten und Fähigkeiten zur zielorientierten Teamarbeit – Dinge, die leider nur schwer im Rahmen der angebotenen Veranstaltung eingeübt werden können. Aber Sie brauchen auch analytische Fähigkeiten: das ist die Stärke der Volkswirte, und davon bekommen Sie hier viel mit. Volkswirte sind die besseren Betriebswirte, meine ich! Für die Wissenschaft brauchen Sie viel Mathematik. Schauen Sie gelegentlich in die American Economic Review, Econometrica, das Journal of Political Economy, das Quarterly Journal of Economics oder die Review of Economic Studies, um zu sehen, wohin die Reise in diesen fünf führenden Zeitschriften geht. Und denken Sie auch darüber nach, in den USA (nur an einer guten Universität!) zu promovieren: das kostet allerdings mindestens ein Jahr Vorlaufzeit. Beginn ist dort immer im September.

Ich danke Ihnen für das Interview.

Zusammenstellung und Fragen: Zeno Enders