Der Hiwi

Expeditionen in die Wiwi-Fak

Was macht eigentlich so ein Hiwi? Und was bedeutet eigentlich Hiwi? fragen sich wahrscheinlich fast alle in der Uni, vor allem die Hiwis. Letztgenannte Frage ist recht einfach mit „Hilfswissenschaftler“ zu beantworten, erstere bedarf längerer Ausführungen.

Jeder Lehrstuhl handhabt den Einsatz ihres studentischen Humankapitals recht unterschiedlich, weswegen dieser Artikel natürlich nicht repräsentativ sei kann. Als erstes will ich dem alten Vorurteil entgegentreten, für Hiwis gelte die Verhaltensregel: „Kopieren, Kaffeekochen und Kataloge durchforsten“. Man darf nämlich meistens gar nicht an die Kaffeemaschine, deswegen gilt oftmals die andere KKK-Regel: „Kopieren, Kopieren und Kopieren“. Anders als der Hippie, ist der Hiwi nicht sofort am Outfit zu erkennen. Weder verströmt er einen penetranten Patschulmiduft, noch weisen etliche lieblich klingelnde Glöckchen auf sein Kommen hin. Er trägt keine Trommel und auch kein Didgeridoo. Nein, den wahren Hiwi erkennt man daran, dass er oder sie 2 Kopien pro Original am Kopierer einstellt, und während der Kopierer für die zweite Kopie nachlädt, schon umgeblättert und das Buch richtig herum auf den Kopierer fixiert hat sowie angestrengt wegguckt. Ansonsten droht die typische Berufskrankheit des Hiwis: Weiße Streifen sehen, wenn Hiwi die Augen schließt, kurz danach folgt Blindheit. Auch das doppelseitige Kopieren mit monströsen, grünen Kopierern aus der Steinzeit, wie an der HU üblich, ist eine hohe Kunst, die nur von Hiwis im mindestens zweiten Berufsjahr beherrscht wird.

Ein Hiwi kommt selten allein

Neben diesen hochwissenschaftlichen Tätigkeiten sucht der normale Wald und Wiesen-Hiwi auch des öfteren diverse Bibliotheken auf, die in Berlin schön föderalistisch quer über alle Stadtteile verteilt sind, so dass der Hiwi in seiner Karriere vom Prenzlauer Berg bis nach Dahlem Dorf recht viel von Berlin zu sehen bekommt. Am Potsdamer Platz ist dann auch das größte Hiwi-Nest, die StaBi. Allerdings macht dort die Literaturrecherche dem Hiwi inzwischen nur noch halb so viel Spaß, seit dem es einen Computerkatalog gibt, und nicht wie vorher Mikrofilm für die Werke nach 1984, einen Zettelkatalog für alles vor 1984, außer den Beständen der Ost-Stabi, die in einem anderen Mikrofilm verzeichnet waren, und dem Extra-Mikrofilm für die Zeitschriften, es sei denn sie sind in dem Katalog im Erdgeschoss eingetragen, oder evtl. doch im Uni-Katalog, wenn nicht sogar im AGB-Stadtbibliothekskatalog beim Palast der Republik, oder vielleicht doch in dem Katalog der öffentlichen Bibliotheken ganz woanders. Auch dass man jetzt sogar vom Computer aus Aufträge geben kann, um bestimmte Bücher aus den Bergwerken der StaBi ausgraben zu lassen, macht den heutigen Hiwis eher zum Weichei.

Während des stundenlangen Wartens auf die Bücher, die dann vielleicht aber doch nicht da sind, kann Hiwi sich dann schon auf das entspannende Kopieren einstellen, oder versuchen in der Räucherkammer namens „Caféteria“ eine der zahlreichen blonden Juristinnen kennen zulernen, was den meisten Wiwi-Hiwis aber versagt bleiben soll.

Wie lange der Hiwi dabei pro Woche arbeitet, ist genauso unterschiedlich wie der Anspruch der gestellten Aufgaben. In manchen Instituten erreichen Hiwis die vertraglich vereinbarten 10 Stunden pro Woche nur unter größten Anstrengungen, während sie sich woanders schon als Student auf langes Überstunden-Schieben einstellen können. Die Atmosphäre reicht also in den verschiedenen Instituten von dufte bis schufte, verdienen tut Hiwi aber immer gleich, nämlich nicht schlecht. D.h. um 20 DM die Stunde, nach dem Vordiplom mehr als vorher, da er durch dieses natürlich befähigter ist, solche Forschungstätigkeiten wie Kisten rumtragen, Tische schrubben und Teppich shampoonieren auszuführen. Aber es gibt auch privilegierte Hiwis, die Webseiten designen, oder Statistik-Programme programmieren dürfen, selbst verwertbare Tätigkeiten wie Excel-Tabellen zu erstellen, kann man unter Umständen in den zwei Jahren lernen. Selten, z.B. beim OR-Lehrstuhl, kommt es auch mal vor, dass Hiwis aus dem Hauptstudium beim Übungen abhalten gesehen wurden.

Hiwi werden ist nicht schwer

Falls ihr auch so ein Hiwi sein wollt: die Aushänge für offene Stellen hängen um die Ecke vom Wall-Street-Journal-Abgreif-Gerät. Trotz der oftmals intellektuell nicht allzu anstrengenden Aufgaben, ist das Hiwi-Sein doch zu empfehlen. Schließlich kann Hiwi die Arbeitszeit oft recht frei festlegen, und hat, wenn er oder sie als Student sowieso schon in der Uni ist, eine Treppe Anfahrtsweg zum Arbeitsplatz. Zur Bewerbung muss Hiwi in spe nur im dritten Semester sein, unter Umständen kann sich z.B. ein BWL´er sogar an VWL Lehrstühlen bewerben und andersrum. Einzureichen sind meist nur Lebenslauf und Anschreiben. Das Hiwi-Sein dauert dann meistens zwei Jahre. Zumindest bis vor kurzem war die Konkurrenz auch nicht besonders hoch, z.B. hat der Ökonometrie-Lehrstuhl noch fast jeden genommen, der sich beworben hat. Im Lebenslauf sieht das auch nicht schlecht aus, da Hiwi-Sein irgendwie prestigeträchtiger war, als die Personalchefs noch in der Uni waren.

Außerdem sind die Berliner Hiwis bundesweit die einzigen, die einen Tarifvertrag ausgehandelt haben. Das erhöht zwar laut Burda die Arbeitslosigkeit, aber habt ihr schonmal einen arbeitslosen Hiwi gesehen?

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