ZiVis statt HiWis

In Zeiten, da die Regierung der bürgerlichen Mitte in Berlin zerbricht und der Linksruck unabwendbar ist, darf es weder Denkverbote noch ideologische Scheuklappe geben. Vorschläge zur Haushaltskonsolidierung werden auch von den Universitäten gefordert werden und dies zu recht.

Letztlich konnte man in unseren pompösen Hallen der Wissensvermittlung „...dafür sollten wir einen Zivi anstellen. Nee, Quatsch, ‘nen Hiwi natürlich...” hören. Ha ha, Was ein herziger Versprecher, denkt man und geht seiner Wege. Aber halt. Warum? oder besser Warum nicht?

Sollte unser Beitrag zur Haushaltskonsolidierung nicht folgendermaßen aussehen: Zivis statt Hiwis! Haushaltskonsolidierung ohne zu sparen. Eichels Weigerung das Bundessäckel zu öffnen – hinfällig, denn: „Im Zivildienst erfüllen anerkannte Kriegsdienstverweigerer Aufgaben, die dem Allgemeinwohl dienen, vorrangig im sozialen Bereich. Der Zivildienst wird in bundeseigener Verwaltung ausgeführt, soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt. Die Durchführung obliegt dem Bundesamt für den Zivildienst in Köln. Diese Bundesoberbehörde untersteht dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend [... ] Die Zivildienstleistenden leisten ihren Dienst in dafür anerkannten Beschäftigungsstellen. Sie liegen vorwiegend im sozialen Bereich, im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes und der Landschaftspflege.“ Zivildienstgesetz (ZdG)

Könnte eine Universität nicht eine solche anerkannte Beschäftigungsstelle sein? ... in der der anerkannte Kriegsdienstverweigerer Aufgaben, die dem Allgemeinwohl dienen, erfüllt? Sicher doch und zahlen muß der Bund. Das wiederum heißt: weiterhin Lehre und Forschung auf personell hohem Niveau und trotzdem den Berliner Haushalt konsolidiert.

Da hätten wir also Vorteil eins: Die Granden der Berliner Regier-Szene einfach weiter machen lassen, denn sie meinen’s doch gut, und zahlen wird’s der Bund.

Vorteil zwei erschließt sich, wenn wir nur unsere Fakultät betrachten und ‘Zivis statt Hiwis wörtlich nehmen. Wen müssen wir denn sehen, vor unserem geistigen Auge? Da wären die Zivis: Flammenden Herzens leisten sie Übermenschliches wenn Pflegebedürftigkeit diagnostiziert ist und was wäre pflegebedürftiger als unsere Fakultät? Zweitens wären da die Hiwis: Ungepflegte, Samson paffende Gestalten lungern zeitgleich an den öffentlich dienstlichen Lohntöpfen und den Kopierern der Fakultät. Sie besetzen teure Rechentechnik in den Instituten und hoffen ihre grandiose Inkompetenz lang genug verschleiern zu können, um eines Tages in den Rang eines wiss. Mitarbeiters aufzusteigen. Mit Studenten- und Personalrat im Rücken widersetzen sie sich der mehr als verdienten Kündigung und lassen den Berliner Steuerzahler hochleben, der die Fettlebe berappt. ‘Zivis statt Hiwis ‘ kann hier Abhilfe schaffen. Der Zivildienstleistende ist ja, wie der Wehrdienstleistende auch, gewisser staatsbürgerlicher Rechte beraubt. Den kann man polizeilich vorführen lassen, wenn das Paper wieder schief kopiert ist und nach einem Jahr ist man sie wieder los … die Kollegen.

Wo, wenn nicht an diesem Beispiel, zeigt sich, dass jede Krise auch Chance ist?

Überhaupt läßt sich das ‘Zivi statt Hiwi’-Szenario glänzend verallgemeinern. Tausende Zivis, nicht aus Landesmitteln bezahlt, reinigen Parks, leeren die Mülltonnen, verteilen Knöllchen, einzelbetreuen ehemalige Fraktionsvorsitzende und andere Milieugeschädigte, entschlammen die Havel, recherchieren Literatur und der Lebenszeit-OB h.c. Ebbi hat kein’ Pfennig dazubezahlt. Machen wir also die Fakultät und dann gleich ganz Berlin zur “für den Zivildienst anerkannten Beschäftigungsstelle” dann heißt es “Zivis statt Hiwis” bringt Berlin aus dem Milliardenloch und wenn der Ebbi das nächste nicht mehr verschleiern kann, heißt’s halt “Profs statt Hiwis!”. Das reimt sich zwar nicht aber…

jöf