Toast oder Müsli

Eigentlich ist das Leben nicht kompliziert. Bei näherem Hinsehen ist mein Leben sogar ziemlich simpel. Aufstehen. Essen. Uni. Essen. Schlafen. Aber die unzähligen Entscheidungen, die täglich getroffen werden müssen, machen mein Leben so furchtbar anstrengend und schwierig.

Jeden Morgen um sieben dieselben Fragen: Butter oder Margarine? Auf Toast oder Brötchen? Oder doch lieber Müsli? Gut, das sind keine existentiellen Entscheidungen, aber sie müssen getroffen werden und mein Leben wäre um vieles einfacher, müsste ich mich nicht allmorgendlich zwischen Toast und Müsli entscheiden. Ich meine, um dieser Entscheidung zu entgehen, könnte ich statt Toast und Müsli nur noch Toast einkaufen. Oder besser: nur Müsli, damit spare ich die Entscheidungen Butter oder Margarine, Wurst oder Käse oder Marmelade und Orange oder Waldfrucht.

Aber wäre der Verzicht auf Toast im Einkaufswagen nicht gleichbedeutend mit dem Verzicht auf die Freiheit jeden Tag neu die Wahl zu haben? Sollte der jahrelange Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit von den ernährungsphysiologischen Ansichten meiner Eltern vergeblich gewesen sein?

Ich wäre gezwungen, täglich Müsli mit Milch zum Frühstück zu verspeisen. Nun ja, ich könnte statt Milch Joghurt nehmen oder – igitt – Orangensaft. Ehrlich, ich kenne jemanden*, der Müsli mit Orangensaft mag. Aber es wäre irgendwie nicht dasselbe. Inzwischen ist es halb acht. So, ich glaub ich mach mir dann jetzt ein Rührei mit Schinken.

Anonymus

* möchte hier nicht genannt werden