Nichts genaues weiß man nicht

Seit über eineinhalb Jahren zieren Risse an den verschiedensten Stellen unsere Fakultät. Wir wollten wissen, wer denn nun verantwortlich ist und wann der Schaden behoben wird.

An einem Donnerstag vor Redaktionsschluss hat sich Herr Becker, der zuständige Mitarbeiter der Fakultätsverwaltung, freundlicherweise spontan Zeit genommen, bei einem kleinen Rundgang etwas zu dem derzeitigen Stand der Dinge zu sagen.

Der sieht wie folgt aus: ein Gutachter, der vom Gericht auf Wunsch aller Parteien bestellt wurde, eilt zeitnah durch die heiligen Hallen, um die vielen bisher erstellten Gutachten nachzuvollziehen, zu überprüfen und zu einem Ergebnis betreffend der Schuldfrage zu kommen. Das wird optimistisch bis Ende des Jahres erwartet, pünktlich zum Beginn des Sommersemesters soll dann mit der Instandsetzung begonnen werden, und das soll -ebenfalls sehr optimistisch- in einem dreiviertel Jahr erledigt sein.

Soviel zu den Fakten, was aber bedeuten sie?

Erstens, dass offensichtlich unter den Beteiligten der schwarze Peter hin- und hergeschoben wird, wer denn nun besser hätte aufpassen sollen: Der Architekt beschuldigt diejenigen, die die Grube ausgehoben haben; die sagen, die Statiker seien Schuld und diese wiederum wollen nichts von der Existenz des Pestfriedhofs aus dem 17. Jhd. gewußt haben. Somit können sie auch nichts dafür, wenn der Boden nachgibt. Auch dass nach der als "Spreeklausel" bekannten Regelung beim Bau an just jenem Gewässer besondere Vorsicht zu herrschen hat, ist offensichtlich nicht genug beachtet worden. Man darf gespannt sein, wessen Versicherung der Gutachter den entstandenen Schaden von bislang geschätzten 5-6 Millionen DM belasten wird.

Wenn denn dann einmal Gelder fließen, bleibt zweitens noch die Frage offen, was mit den Studenten passiert, derweil große Teile des Gebäudes vorübergehend geschlossen werden. Die Antwort heißt ausweichen, wie die ganze Zeit schon ins Hauptgebäude, die Burgstraße und noch umfangreicher an den Alex. Nur dass dann zeitweilig beide großen Hörsäle gesperrt sein werden; ob es in dieser Größenordnung, sowohl den Zeitumfang als auch die Anzahl der Studenten betreffend, Ausweichmöglichkeiten gibt, erscheint fraglich.

Die Studenten, die SPA1 noch besuchen werden, können sich an einer Schar von Bauarbeitern mit der entsprechenden Geräuschkulisse erfreuen. Und wer den entstellten Flügel des Gebäudes, in dem sich u.a. die Bibliothek befunden hat, in letzter Zeit besichtigt hat, weiß, dass da viel Arbeit nötig ist. So war die gesamte Vorderfront in Gefahr, auf die Straße zu bröckeln und ist in 15 cm Abständen mit dicken Streben abgestützt. Die Flügel selbst wurden in der Länge der Seminarräume mit Ankern zusammengehalten, mittlerweile dient ja das neu entstandene Gebäude als Stütze. Somit ist jetzt auch jede Einsturzgefahr gebannt. Seit Mai diesen Jahres hat sich auch die Breite der Risse nicht mehr verändert.

Nun, das Kind ist mit dem Spatenstich zum Spreepalais in den Brunnen gefallen. Immerhin wurde bei den Bauarbeiten am Nachbarschauplatz "Domaquaree" umsichtiger abgerissen, so dass wenigstens der Heiligen Geist Kapelle nichts passiert ist. Jetzt geht es um schnelle und effektive Schadensbeseitigung und hinter vorgehaltener Hand hört man den ein oder anderen schon auch erwähnen, dass am Ende eine Renovierung steht, die ohne diesen ganzen Vorfall sicher niemand zu finanzieren gewillt gewesen wäre.

dw