Mahlzeit gleich Qualzeit?

Wer von uns kennt es nicht, das Grummeln im Bauch, das sich einstellt und schlimmer und schlimmer wird, je länger man im Vorlesungsraum sitzt. Nein, die Rede ist nicht von irgendwelchen Aggressionen oder Ähnlichem, die sich, aus welchen Gründen auch immer gegen die Professoren richtet, sondern schlicht vom Hungergefühl, welches jeden von uns früher oder später ereilt. Abhilfe schaffen könnten hier die Uni-internen Versorgungsstellen, jedoch fünf in der Woche "Stück Fleisch mit brauner Bratensauce" mit Kartoffeln, in welchem Aggregatszustand auch immer, sind jetzt auch nicht jedermanns Sache und die Chancen, dass in der "WIWI-Lounge" wirklich alle Zutaten für einen Croque-Monsieur vorrätig sind, stehen ungefähr so gut wie für die Semesterticketeinführung zum nächsten Semester. Da ist guter Rat teuer.

Doch Rettung naht, denn wir vom Hermes haben uns auf die Suche nach denjenigen Gastronomen gemacht, welchen es gelingt, uns innerhalb einer halben Stunde für unter 10.- DM satt und glücklich zu machen.

Eine Hürde, an der der erste Kandidat beinahe gescheitert wäre: Ein Restaurant am "Hackschen Markt" am Anfang der Oranienburgerstraße, das den Namen "Tagatore" trägt. Hört sich italienisch an, ist aber indisch. Hier gibt es neben so exotischen Vorspeisen wie "Rahmkäse in Kichererbsenmehl" oder "paniertem Blumenkohl" einen extra Mittagstisch, mit Chickencurry für 9.50 oder aber auch "Linsen mit Spezialgewürzen".

Auf der anderen Straßenseite befindet sich ein Sandwichcafé, das man nicht sofort als solches erkennt, da es Kurhaus heißt und über der Tür der Schriftzug "Obst und Gemüse" prangt. Was wiederum so falsch auch nicht ist, da neben Baguette, halben Schrippen, Bagels, Vollkornstullen und einigem mehr auch frisch gepresste Obstsäfte und Fruchtlassis feilgeboten werden. Die Brote, die preislich alle zwischen 3 und 5 Mark liegen, werden immer frisch belegt; von Käse über Schinken bis hin zu Fisch und weiß der Henker noch alles. Außerdem gibt es immer eine Tagessuppe und das freundlichste Personal in ganz Mitte.

Wir folgen der Oranienburgerstr. bis zur Pizzaria "Piccola Italia", die mit ihren 2.50 für die Mini-Pizza der ungekrönte Preis-Leistungskönig unseres Tests ist. Die großen Pizzen starten mit 5.50 für eine Margarita und enden bei 13.50. Dafür bekommt man allerdings auch Shrimps auf seine Mafiatorte. Allerdings kann es vorkommen, dass man auch mal warten muss, da die Schlange an machen Tagen bis auf die Straße rausreicht.

Von dort aus kommt man direkt auf das gegenüberliegende "Astor" schauen kann, welches sich der -nicht erschrecken- englischen Küche verschrieben hat. Wer all seinen Mut zusammengenommen hat, wird mit einer netten Atmosphäre und Mittagsgerichten zwischen 7 und 10 Mark belohnt. Hier stehen Chicken-Wings, Spare Rips, Burger, Tacos (auch vegetarisch) zur Auswahl. Natürlich darf hier "Fish and Chips" aus butterzartem Seelachs und handgeschnitzten Fritten nicht fehlen. Der Sonderpreis der Jury für die abgefahrensten Saucen geht ebenfalls ans "Astor´s". Die allein lohnen schon den Besuch.

Wir verlassen nun die Futtermeile Oranienburgerstraße, biegen in die Große Hamburgerstraße ab und kehren ins "El-Salem-Alaikum" ein, wo wir zu orientalischen Klängen zwischen Falaffel, Kube (ganz ähnlich wie Falaffel), Halamikäse mit Auberginen und diversen vegetarischen Tellern wählen können. Im Vegi´s Paradise gibt es neben Vegetarischen auch Schawarma, Putenspieße und die scharf gewürzten Merguezwürsten. Die Preise sind minimal teurer als anderswo. Dafür sind die Portionen auch größer und die Zutaten besser. Das Fladenbrot z.B. wird vor unseren Augen frisch zubereitet und schmeckt wirklich weltklasse. Fünf von fünf möglichen Halbmonden vergeben wir ohne zu zögern an dieser Stelle.

Wenn wir von hier aus den Rückweg Richtung Burgstraße antreten und uns kurz vor der S-Bahn noch mal umschauen, entdecken wir das "Viadukt Bistro", das neben italienischen Lebensmitteln auch belegte Ciabattas anbietet. Und die haben´s in sich: Käse, Salami und Schinken von feinster italienischer Qualität - fast wie daheim bei Mama in Napoli. Außerdem gibt´s noch Wiener und Bockwurst - die schmecken allerdings eher wie beim Metzger ums Eck.

So das war unser kleiner kulinarischer Streifzug rund um die WIWI-Fak.

´n Guten allerseits

Jan Wilduch