Es ist nicht einfach BWL Student zu sein!

Habt ihr das auch schon einmal erlebt? Ihr seid irgendwo, amüsiert euch gerade richtig gut, lernt neue Leute kennen. Dann, die unvermeidliche Frage: „Und, was studierst du so?“ Antwort: „BWL!“

Hier eine Auswahl von Rückantworten:

1. „Aha?“ mit fragender Blick.

2. „Aha!“ mit hochgezogene Augenbrauen und Naserümpfen.

3. „Ach du Schande. Das studiert doch jeder!“ ein hysterischer Ausruf

4. „Hast wohl nichts anderes gefunden.“ Auf dem Gesicht zeigt sich ein gehässiges, überhebliches Lächeln.

5. „BWLer habe ich mir ganz anders vorgestellt.“ Ungläubiges Staunen im Gesicht.

6. „Das dachte ich mir!“ abschätziger Blick

...

Zu Beginn meines Studiums machten mir solche Antworten sehr zu schaffen. Mein ein wenig entwickelter BWLer- Stolz wurde ganz klein und kümmerlich. Fragte mich jemand nach meinem Studiengang, antwortete ich schüchtern und leise: „BWL.“

Doch überlegte ich, warum, um Himmels Willen, denn Bwler so verschrien sind? Begegne(te) nur ich immer Menschen, die unüberwindbare Abneigungen gegen BWL-Studenten haben? Nein, dem ist (leider) nicht so. Nach Gesprächen mit anderen “Opfern”, stellte sich heraus: Nicht nur ich muss(te) gegen Vorurteile kämpfen. Gespräche mit den “Tätern” brachten folgende Meinungen zu Tage: BWLer

1. sind total arrogant.

2. gehen immer mit Schlips zur Uni.

3. sind egoistisch.

4. wollen andere immer nur ausbeuten.

5. sind langweilig.

6. haben nur Geld im Kopf.

7. besitzen „Ellenbogendenken“.

8. - wozu sind die gut?

...

Diese Liste lässt sich beliebig fortführen. Aber was ist denn nun dran an diesen Vorurteilen?

Arrogante BWL- Studenten begegnen mir zu Genüge, und? Gibt es nicht genug Menschen an jedem Ort, die denken, sie sind etwas besseres? Punkt 1 fällt also weg.

In meinem ersten Semester liefen wirklich viele Studenten mit Schlips herum. Das legte sich aber sehr bald, war wohl etwas unpraktisch. Doch müssen viele BWLer nach der Uni noch arbeiten. Dass man den einen oder anderen mit Schlips sieht, ist da nicht verwunderlich. Punkt 2 ist damit ebenfalls abgehakt. Egoistisch? Wie hat sich denn dieses Gerücht verbreitet? Bloß weil wir im StuPa nicht allem zustimmen? Argumentation siehe Punkt 1.

Nassauernde Studenten habe ich schon öfter erlebt. Denen kann man ja aus dem Weg gehen. Wollen wir im Berufsleben andere Menschen ausbeuten? Warum heißt Geld verdienen wollen gleich ausbeuten?

Langweilige BWLer? Die sitzen den ganzen Tag das gesamte Jahr über in der Bibliothek und gehen nach jeder Veranstaltung zum Dozenten. Das sind ungefähr 2,5 % pro Jahrgang. Diese Zahl ist wohl kaum repräsentativ für einen gesamten Studiengang!

Wer bitte schön, plagt sich denn nicht mit dem Problem „Geld“ herum? Das ist doch eine verschwindend geringe Minderheit unter allen Studenten. Naturgemäß beschäftigen wir uns natürlich im Studium mit Geld. Na und, andere haben eben immer nur fleischfressende Pflanzen im Kopf.

Dass BWLer einzelgängerisch und ohne Freunde ihren Weg durchs Studium gehen, entspricht ebenfalls nicht den Tatsachen. Ich zum Beispiel liebe meine Lerngruppen. Es gibt doch nichts schöneres als nach einer anstrengenden Lernstunde ein kleines Schwätzchen zu halten, etwas zu essen oder Tee zu trinken. Und schaue ich einmal ins Café oder in das Aquarium, entdecke ich zu jeder Tageszeit diverse Lernhäufchen. Also - Vorurteil Nummer 7 ist ebenfalls widerlegt.

Wozu wir gut sind? Was für eine Frage! Darauf einzugehen, liegt unter meiner Würde.

Wenn ich es richtig verstanden habe, gelten BWLer auch als Streikbrecher und obrigkeitshörig. Außerdem sind wir BWLer-Frauen zu faul unser Recht als Frau zu verteidigen. Soll heißen uns als BWLerInnen zu outen.

Nachdem ich das nun alles analysiert hatte und alle Zweifel wegfegte, fühlte ich mich wesentlich besser. Ich buddelte meinen vergrabenen BWLer- Stolz wieder aus. Nun sage ich ganz selbstbewusst: „Ich studiere Betriebswissenschaften!“ und pflege meine eigenen kleinen Vorurteile.

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