Liebe Welt,

endlich haben wir in der Uni mal was über Wirtschaft gelernt. Bisher dachte ich immer, dass Rezessionen dadurch entstehen, dass h/2 sinkt und dass das niemanden etwas ausmacht, da ja sowieso alle freiwillig arbeitslos sind. Aber dass dann Anzeigenkunden keine Werbung mehr in Studentenzeitungen schalten, das hat uns niemand erzählt. Tja, und nun war es soweit. Wir haben ganze Türme voll mit hochklassigen Artikeln und WM-Spielplänen; Brisanten und Unterhaltsamen, zukünftige Klausuren und Bildern von nackten Professoren. Aber halt leider nicht mit Werbung, und schon gar nicht mit Werbung, die auch wer bezahlt. Dafür könnten wir mal ein Extraheft mit unbezahlten Rechnungen rausbringen. Nach intensivsten Bemühungen aller Redakteure und deren Angestellten ist es uns dann aber doch noch gelungen, genug Geld für die vorliegenden Seiten zusammenzubekommen. Allerdings keine Seite mehr, so dass wir auch auf eine uns angebotene Vorabveröffentlichung von „Tod eines Kritikers“ verzichten mussten. Und länger hat es halt gedauert, was wirklich an der Werbung, und nicht an der WM lag.

Ansonsten ist mal wieder alles beim Alten, d.h. alles ändert sich. Und genau deshalb brauchen wir Euch! Ihr könntet ruhig auch mal was schreiben. Das kann ja wohl nicht so schwer sein. Spaß macht es auch! Als VWLer tut man das ja sowieso aus Altruismus, und BWLer können es sich ja in den Lebenslauf schreiben. Wir haben zwar zum letzten Heft das erste Mal in diesem Jahrtausend Verstärkung bekommen von Daniela und Florian, aber gleichzeitig hat Sören bei einem kleinen Missverständnis mit dem Prüfungsamt am kürzeren Hebel gesessen, Jörg hat den Hermes-Zeichenstift für diese Ausgabe auch zum letzen Mal geschwungen und ich werde nun nach sechs Jahren Uni und vier Jahren Hermes das Zepter des dienstältesten Redakteurs in einer feierlichen Zeremonie an Uli weiterreichen. Da dann nicht nur der Hermes, sondern auch schon der StuRa mit einer neuen Generation besetzt ist, ist die Zeit derjenigen, die noch nie eine Vorlesung im Hauptgebäude, dafür aber im alten PC-Pool hatten, wohl endgültig vorbei. Wird ja auch Zeit. Und da man zu diesem Gebäude auch in sechs Jahren irgendwie keine richtig innige Beziehung aufbaut, ist das eventuelle Verlassen von Berlin das einzig Unangenehme am Fertig-Werden. Obwohl, die WiWi-Partys, Redaktionssitzungen und das Gefühl nach der letzten Klausur vorm Sommer werde ich wohl doch vermissen. Ich habe auch erst nach fünf Jahren bemerkt, dass die Humboldt in VWL doch tatsächlich Sachen vermittelt, die zumindest im akademischen Bereich recht gefragt sind, und man neben den Bonnern da ganz gut dasteht. Eben weil es so nervig mathematisch ist, und Intuition irgendwann im ersten Semester aufgeben wurde. Schade bloß, dass man das in den Jahren manchmal vergisst durch den Ärger über bürokratische Regelungen und darüber, dass viele Profs sich kaum Zeit für die Studenten nehmen (wie wohl an den meisten deutschen Unis).

Also ich hoffe, die neue Generation ist nicht so rein erfolgsorientiert, wie ihr nachgesagt wird, und Euch bleibt auch mal Zeit, beim StuRa, der ISIFA, der EVAluation oder natürlich dem Hermes einzusteigen. Macht mal.

Zum letzten Mal,
Euer Zeno