Medien-BWL

Seht ihr, schon habe ich euer Interesse geweckt, denn sobald irgendwo das Wörtchen Medien in Verbindung mit einem Studiengang auftaucht sind Schüler und Studenten ganz interessiert.

Wer in unserem Abiturjahrgang Ingenieur werden wollte, war ein Langweiler, die entfernte Bekannte eines Praktikanten beim Radio, war hingegen auf dem besten Wege zum Star der Schule. Die beliebtesten zukünftigen Studiengänge waren demnach Kommunikationsdesign, Mediendesign, Journalistik und alles was sich im entferntesten nach Medien anhörte.

Medien, das heißt jeden Tag was anderes erleben, jeden Tag kreativ, viele interessante Leute kennen lernen, ständig mit spannenden Projekten zu tun haben. Dieses Phänomen treibt mitunter seltsame Blüten. Denn diesen Trick haben auch die Hochschulen erkannt und altbekannte oder langweilige Studiengänge mit dem Signalwort Medien aufgepeppt. Diese Strategie ist erstaunlich erfolgreich und zieht Massen von Studenten an. Medienwissenschaften, Medienkultur, Medienmanagment, Medieninformatik, Medientechnik, Mediensysteme usw., wer sieht da noch durch? So wird meist nur der erste Teil des Wortes nämlich „Medien“ wahrgenommen und den zweiten Teil des Wortes hat man schon vergessen. Egal, Hauptsache was mit Medien! So landet man an der TU Ilmenau, studiert Medientechnik und stellt fest, das man eigentlich ein Ingenieurstudium begonnen hat.

Erst jetzt blickt man genauer ins Studienprogramm und liest: „Das Grundstudium beinhaltet ingenieurwissenschaftliche Grundlagen, Informatik, Informationstechnik /Elektronische Medientechnik, Wirtschaftswissenschaften und Medienwissenschaft. Des weiteren zählen Mathematik und Physik,dazu.“ Die Freude an dem aufregenden, interessanten Medienleben, will seltsamerweise nicht so recht aufkommen. Und als Höhepunkt wird man dann doch zum Langweiler, in dem man am Ende dieses Studienganges den akademischen Titel „Diplom-Ingenieur für Medientechnologie“ verliehen bekommt. Auch ein Möglichkeit mehr Abiturienten zum Ingenieursstudium zu bewegen. Bald gibt es bestimmt die Studiengänge Medienmathematik, Medienphysik und Medienmaschinenbau.

Wer keine Ausbildung oder ein Studium macht, gleich ins spannende Medienleben einsteigen will und an den Mythos vom „Zeitungsausträger zum Redakteur“ glaubt, der muss sich im Wettbewerb um ein Praktikum erst gegen Hunderte andere Bewerber durchsetzen. Hat er das geschafft, kann er, wie im letzten Hermes beschrieben, viele aufregende Sachen machen, wie: Medienkopieren, Medieneinkaufen, Medienkaffeekochen und Medienbotengänge. Wer sich davon nicht entmutigen lässt und sich als freier Mitarbeiter bei den Medien durchschlägt, denn was anderes kriegt man heute selten, der ist wenn die Aufträge in einer Flaute nicht so recht kommen wollen, ganz einfach medienarbeitslos. Dann trottet man in seiner Medienarbeitslosigkeit zum Klassentreffen und fühlt sich ziemlich gelinkt, wenn dieser langweilige, unstylische Typ von damals, dieser BWL- Ingenieurs-, Mathe- Computerfutzi, als Kaufmann plötzlich Verträge über Filmrechte abschließt und in der Medienbranche ein gefragter Mann ist. Insofern beglückwünsche ich euch, die ihr hier jeden Tag Medien-BWL und Medien-VWL studiert. Alle die durch die Überschrift verleitet auf Tipps zum Einstieg in die Medienwelt gehofft haben, will ich nicht enttäuschen und hier einen geheimen Insidertipp zum Besten geben: den sichersten Einstieg in die große tolle Medienwelt schafft man durch eine Mitarbeit beim Hermes.

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