Auslandsstudium in Stockholm -

ein Erlebnisbericht

Wer im Januar nach Stockholm kommt, den erwartet viel Schnee und Dunkelheit. Der Kauf einer echten Winterjacke und Stiefeln ist sehr zu empfehlen.

Untergebracht wurden die meisten Austauschstudenten in Studentenwohnheimen, die in der Nähe der Uni liegen. Allerdings nur diejenigen, die bei der Lotterie einen Platz gewonnen hatten. So musste ungefähr die Hälfte der Austauschstudenten den Januar und einige auch den Februar in Jugendherbergen oder bei anderen Studenten mit auf dem Zimmer verbringen. Eine nicht gerade angenehmen Situation, wenn es draußen nur bedeckt und kalt ist!

Das ist aber auch neben den Bierpreisen schon der einzige Negativpunkt.

Denn Ulla (Stockholm Universitetet) und Karin und Karolina von der Student Union haben sich bestens um uns NEUE in Stockholm gekümmert. Alles Wissenswerte über die Uni und die Stadt Stockholm gab es in der Orientierungswoche. Freizeitvergnügen für die Austauschstudenten haben Karin und Karolina organisiert, ob es Skifahren, Eislaufen, Ausflüge zu den Inseln um Stockholm im Sommer, Museumsbesuche oder Fahrten nach Tallin oder Uppsala waren.

Zum festen Programm eines jeden Austauschstudenten gehört Mittwochs in die Unidisco im Allhuset oder in die Gulla Villan zu gehen. Dort trinkt man dann ein oder mehrere „Stor Stark“ (schwedisches Bier, 25Sek=2,7 Euro, sehr billig), trifft andere Austauschstudenten und tanzt zu dem was der DJ auflegt.

Sehr beliebt sind Korridorpartys in Lappis (Studentenwohnheim neben der Uni), die aufgrund der hohen Austauschstudentendichte meist spontan entstehen und aufhören, wenn die Sonne aufgeht oder die letzte oder erste Tunnelbana (U-Bahn in Stockholm) fährt.

Zu empfehlen sind auch von Französinnen organisierte Dinner in den Wohnheimküchen. Meist wird zu erlesenem Wein etwas Camenbert kredenzt, vorher gab es ein Hauptgericht, dessen Namen der Durchschnittsdeutsche gerade mal so aussprechen kann, aber wunderbar schmeckt.

Merke: Versuche nie Franzosen mit deutschem Essen zu beeindrucken, das klappt nie.

Dagegen sehr beliebt bei Franzosen und Italienern deutsche Biersorten. Sowieso scheint Deutschland für viele Nichtdeutsche aus Bayern (Bier) und Berlin (Mauer) zu bestehen.

Das schwedische Universitätssystem trägt auch dazu bei, dass man als Austauschstudent nicht ständig unter Klausurstress leidet. Im Gegensatz zu Deutschland ist das Semester (20Wochen) in viermal fünf Wochen unterteilt und beginnt im Januar. In jeder dieser fünf Wochen-Perioden werden zwei bis drei Vorlesungen angeboten, von denen man sich eine aussucht. Diese meist auf Englisch gehaltene Vorlesung hat man dann dreimal in der Woche und ließt während dieser Zeit das dazugehörige Buch. Am Ende jeder fünf Wochen schreibt man dann die zur Vorlesung gehörige Klausur und beginnt dann mit einer neuen Vorlesung. Dieses System hat den Vorteil, dass sich dem normalen Studenten die Chance bietet, auch schon während des Semesters den Vorlesungen folgen zu können, parallel zu Vorlesung die Bücher zu lesen und über das Vorlesungsthema nachzudenken. Nicht wie in Deutschland, wo sich eine gewisse Langeweile einstellt, wenn man es dann wieder mal nicht geschafft hat, für seine sieben Vorlesungen alle Bücher gleichzeitig zu lesen. In Schweden stellt man nicht erst kurz vor der Klausur fest, dass das Thema ja doch ganz interessant war.

Das Beste ist aber auch, dass sich hier in Schweden nicht alle Klausuren des Sommersemesters in der schönsten Jahreszeit stauen. Nachdem es nämlich in Januar und Februar geschneit hat, kam bis Ostern eine Regenperiode, die seit Ostern von fast durchgehendem Sonnenschein abgelöst wurde. An ganz heißen Tagen im Mai ist es auch schon mal 25°C warm.

Dieser Wetterwechsel schlägt sich auch auf das Gemüt der hier Wohnenden aus. Ist der Schwede im Winter noch kontaktscheu und eher zugeknöpft, wird er im Sommer um so aktiver. Besonders auffallend ist die bunte Bekleidung im dunklen Winter. Kaum kommen dann die ersten Sonnenstrahlen, reißt sich der Schwede und die Schwedin die Winterklamotten vom Leib und holt selbst bei 10°C schon die kurzer Hose und Rock aus dem Schrank. Jeder Sonnenstrahl muss hier wohl sehr effizient genutzt werden, den der Winter kommt garantiert.

Wer in Schweden Alkohol konsumieren möchte, der kann Wodka und Bier entweder billig aus Estland, Polen oder Russland einführen, oder einen Systembolaget aufsuchen. Dabei handelt es sich um die staatlichen Alkoholgeschäfte, wo Bier, Wein und alle anderen Spirituosen zu sündhaft teuren Preisen angeboten werden.

Wohl eine Folge dessen ist, das Schweden auf Parties und Feiern schon um 23 Uhr alle, wirklich alle, hemmungslos betrunken sind. Nach dem Motto „entweder oder“ wird in Schweden gefeiert.

Bei Pub-Besuchen in Schweden muss man sich vorher genau überlegen, was man trinken möchte, denn in Pubs sind Biere und andere Getränke selten unter 45Sek(=5 Euro) zu erhalten. Jacken werden gegen eine weitere Gebühr von 10Sek an Garderobe abgegeben. In Discos zahlt man mindestens einen Eintritt von 80Sek plus 20Sek für die Jacke was dann auch wieder mehr als 10Euro sind.

Auch normale Lebensmittel sind um die 20% teurer (Achtung: gefühlt!!!) als in Deutschland, was dazuführt, das man einmal im Monat zum Schweden-Aldi PRIS-EXTRA fährt, sein Geld in Nudeln und Toastbrot investiert und zusieht, dass man damit über den Monat kommt.

Wichtig noch für jeden Schwedenreisenden: Wenn man eine Post, Apotheke oder Bank betritt, gleich auf den Zettelautomaten stürzen und eine Nummer ziehen. Dann entspannt warten bis man aufgerufen wird und an der Reihe ist.

Jetzt Anfang Juni fahren die ersten Austauschstudenten schon wieder nach Hause, eine Good-bye-Party reiht sich an die nächste. Der Letzte macht das Licht aus.
Stockholm und Schweden - ein toller Ort für ein Auslandssemester.

faw