Welches Buch hätten‘s denn gern?

Wer kennt sie nicht, die langen Bücherlisten, die einem am Semesterbeginn von Professoren in die Hand gedrückt werden, die zuversichtlich lächelnd davon ausgehen, dass man diese Pflichtlektüre nun auch zügig durcharbeiten wird? Wer kennt nicht das unangenehme Gefühl, dass einen überkommt, wenn man dann einen Blick auf seinen Kontostand, mit ein paar mühsam erschufteten Euros wirft?

Nun, da hilft nur eines, Prioritäten setzen! Um Euch diesen Prozess ein wenig zu erleichtern, haben wir Leser dieser Bücher befragt, welche Literatur sie voranbrachte, welche nicht, und welche ganz bestimmt ihr Geld (nicht) wert sind.

Grundstudium: BWL

Im Grundstudium wird wohl jedem mindestens einmal „Einführung in die Betriebswirtschaft“ von Wöhe über den Weg laufen. Jeder kennt ihn, doch die Meinungen gehen stark auseinander. Während vor allem die VWLer unter uns das Buch für zu oberflächlich halten und ihm nur eine 3,4 im Schnitt gaben, halten die BWLer ihn für das Standardwerk schlechthin und vergaben eine 1,9.

Das Buch zum Buchhaltungskurs von Döring/Buchholz dagegen kam durchweg gut an und bekommt insgesamt eine 1,4 von uns. Es ist zwar vor allem eine Einführung und man sollte nicht damit rechnen, es jahrelang immer wieder gebrauchen zu können. Dafür ist aber leicht verständlich und anschaulich.

Schmolke/Deitermanns „Industrielles Rechnungswesen“ kannten nur vier unserer Befragten, jedoch bekam es von diesen immerhin eine 1,5.

Sehr gemischt waren die Gefühle dann wieder bei „Industrielle Kostenrechnung“ von Plinke. Die meisten Stimmen sammelten sich dann aber doch im Bereich gut und befriedigend, so dass er auf insgesamt 2,5 kommt. Im Buch enthalten ist alles was man für die Vorlesung braucht, aber unnötig fanden den Kauf trotzdem Viele. Zumindest, sofern man die Vorlesung besucht. Auch fanden ihn Viele zu unübersichtlich.

„Jahresabschluss“ von Coenenberg konnte bei euch mit seiner Vollständigkeit Punkte sammeln, leider ist er als Einstieg etwas komplex und ausschweifend. Insgesamt gab‘s eine 2,4. Für Interessierte in dieses Fachgebiet - vorzugsweise BWLer - lohnt sich ein Kauf des Buches da es auch zur Pflichtliteratur im Hauptstudium gehört.

Die „Allgemeine Betriebswirtschaftslehre“ von Bea/Dicht/Schweitzer bekam eine 1,8. Es ist nicht so umfassend wie der Wöhe, dafür aber verständlicher und besser zu lesen.

Lektüren für Investition und Finanzierung von Drukarczyk („Finanzierung“), Kruschwitz („Investitonsrechnung“) und Swoboda („Investition und Finanzierung“) wurden kaum evaluiert und wenn als mangelhaft eingestuft. Für diese Veranstaltung ist das Skript des Lehrstuhls die optimale Klausurenvorbereitung.

Grundstudium: VWL

Um diesen Fachbereich abzudecken, sollte man den Varian im Bücherschrank vorrätig haben. Er ist unterhaltsam und verständlich, gleichzeitig ist alles drin, was man zu Anfang so wissen will und sollte. Dafür eine 1,7.

Ähnlich verhält es sich mit „Volkswirtschaftslehre“ von Samuelson/Nordhaus. In den Grundzügen enthält er alles, was wichtig ist, leider ist er für spätere Semester ein wenig zu oberflächlich. Insgesamt schnitt er bei VWL-Studenten (Note 1,9) deutlich besser ab, als bei den von uns gefragten BWLern.

„Macroeconomics - A European Text“ von Burda/Wylosz kam ebenfalls gut an. Eine 1,9 für die umfassende Einführung in Makro-ökonomie. VWL-Studenten wird dieses Buch im Hauptstudium wiederbegegnen, deshalb: Kaufen!

Grundstudium: Mathe

Auch denjenigen unter uns, die der Mathe-Schock voll erwischt hat und die nun auf der Suche nach Wissen in diesem Bereich suchen, bekommen zahlreiche Empfehlungen. Hier die drei Klassiker:

Ohse: „Mathematik für WiWi‘s“ bekommt eine 2,5. Seine Erklärungen sind gut und verständlich, leider ist nicht alles drin, was in der Klausur erwartet wird.

Ganz ähnlich ist es bei dem Mathebuch von Schwarze, der deshalb auch nur eine 2,8 bekommt.

Wer nach tiefgehender Literatur sucht, sollte zum Opitz greifen. Dieser ist zwar komplizierter als die zwei anderen. Dafür findet man aber alles, was man in der Klausur braucht. Wegen seiner schlechten Verständlichkeit trotzdem nur eine 3,3.

Grundstudium: Informatik

„Einführung in die Wirtschaftsinformatik“ von Stahlknecht/Hasenkamp bekommt eine 3,3. Allerdings war auch hier das Feld breit gestreut. Das Hauptproblem: Was man nicht versteht steht leider nicht drin.

Weitere empfohlene Literatur wie zum Beispiel „Informatik - Eine moderne Einführung“ von Goldschläger/Lister wurde nur selten gekauft und dann nur mit befriedigend beurteilt. Der Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik versorgt seine Studenten aber mit ausreichend Skripten, die zum Lernen vollkommen ausreichen.

Grundstudium: Recht

Recht... für viele von uns ein unangenehmes Gebiet, das man halt mitmachen muss. Was aber ist die passende Literatur, um damit besser klar zu kommen? Hier ein paar Vorschläge:

Die Gesetzessammlung „Öffentlich, Privates und Europarecht“ von Helge Sodan ist nützlich, weil man es in allen Rechtvorlesungen benutzen kann. Außerdem gibt es ausreichend freie Seiten für Notizen, wofür auch immer ;o). Bewertet mit einer 1,7.

In direkter Konkurrenz hierzu stehen die einzelnen Gesetzestexte aus dem Beckverlag. Hier eine 1,5, denn sie sind preiswert.

Uneinigkeit besteht über „Öffentliches Recht“ von Arndt/Rudolf. Während es einige sehr trocken fanden, waren andere der Meinung es sei interessant und anschaulich. Da hilft wohl nur, selbst einen Blick riskieren. Im Durchschnitt eine 2,7.

Das Buch „Einführung in das BGB“ von Klunziger bekommt eine 2,5, weil es eine angenehme Einführung in das Fachgebiet bietet.

Grundstudium: Statistik

Und gleich noch ein leidiges Thema hinterher, bei dem viele nicht auf erklärendes schriftliches Material verzichten können und wollen: Die Statistik.

Hierzu gibt es wieder ein Buch von Schwarze mit dem Titel „Grundlagen der Statistik“. Leider gilt hierfür in etwa das gleiche wie für sein Werk an den Mathematikmuffel: Gut verständlich, aber leider etwas zu simpel. Daher nur eine 3,1.

Besser kommt „Statistik für WiWi‘s“ von Bleymüller et.al. weg. Er ist gut gegliedert und verständlich, ein Lichtblick im dunklen Universum der Statistik. Dafür eine 2,1.
Außerdem hilfreich ist das PC-Programm MM-Stat, das sogar eine 1,9 bekam. Auch hier gilt für Leute die Probleme haben: Über-lebenswichtig!

Grundstudium: Ökonometrie

Für diese Vorlesung gibt es „Introduction to the Theory and Practice of Econometrics“ von Judge/Hill/Griffiths/Lütkepohl/Lee. Ein gutes, verständliches Buch, leider ein wenig veraltet und in englischer Sprache. Insgesamt eine 2,5. Außerdem benötigt man für das Grundstudium nur zwei bis drei Kapitel aus dem Buch, also sollten hierfür auch Kopien reichen.

Eine deutsche Erklärung für die behandelten Themen bietet Gruber mit „Einführung in die multiple Regression und Ökonometrie“ aus der Buchreihe des Vahlen Verlages. Jedoch orientieren sich Vorlesung und Übung an der Notation des Judge et.al., welcher dementsprechend eher zu empfehlen wäre.

 

Wegen der umfangreichen Literatur im Hauptstudium, hier nur die Literatur der Pflichtveranstaltungen:

ABWL

Ross/Westerfield/Jaffes “Grundzüge der Finanzierungstheorie“ ist ideal als Nachschlagewerk. Er ist sehr ausführlich und bietet viele verständliche Beispiele. Dafür eine 2,8.

„Principals of Corporate Finance“ von Brealey/Myers wurde nur dreimal bewertet und schnitt dabei mit einer 1,5 ab.

„Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse“ von Coenenberg ist ebenfalls ein aus-führliches Nachschlagewerk. Leider wird es dadurch manchmal etwas unübersichtlich. Trotzdem Note 1,9.

„Economics of Strategy“ von Besanko/Dranove/Shanley ist eine gute Einführung in den Bereich des strategischen Managements. Anhand realitätsnaher Beispiele werden die Sachverhalte erläutert. Leider ist das Buch mit ca. 50 Euro recht teuer. Trotzdem eine 2,0.

Marketing scheint optimal erklärt zu werden durch „Marketing“ von Nieschlag/Dichtl/Hörschgen (1,6). Weniger hilfreich waren Bücher von Böcker (3,0), Kotler/ Bliemel (2,5), Meffert (2,3). Hier sind Kopien der relevanten Textteile anscheinend ausreichend.

Weitere ABWL Bücher (unter anderem Grinblatt/Titmann „Financial Markets and Corporate Strategy“, Van Horne „Financial Management and Policy“ und Brigham/Gapenski „Financial Management“) wurden leider nicht bewertet.

Pflicht-VWL

Das Buch zu Preis- und Allokationstheorie „Topics in Microeconomics“ ist durchgehend vorlesungsbegleitend, da die Vorlesung vom Autor gehalten wird. Grafiken und unver-ständliche Formeln aus den Vorlesungsfolien werden hier teilweise erläutert. Wolfstetters Buch bekam von unseren Befragten nur eine 2,3, denn es könnte verständlicher und erklärender sein.

Für die Vorlesung Wettbewerb- und Strukturpolitik von U. Kamecke sind die vom Lehrstuhl angebotenen Materialien vollkommend ausreichend. Das empfohlene Buch von Ingo Schmidt „Wettbewerbspolitik und Kartellrecht“ bekam die Note 1,8. Jedoch ist es im Gegensatz zu der Vorlesung juristisch geprägt und keineswegs mathematisch. Kaufen sollte man es sich nur als Mathe-Genie und Jura-Niete.

Das Standardwerk „Advanced Microeconomics“ von David Romer ist ein nettes Nachschlagewerk für diverse Veranstaltungen. Empfohlen vom Lehrstuhl Uhlig für Konjunktur- und Wachstumspolitik ist es nicht notwendigerweise zu erwerben. Unsere Leser gaben ihm eine 1,9.

Das aus dem Grundstudium schon bekannte Makroökonomiebuch von Burda/Wyplosz „Macroeconomics“ wird auch im Hauptstudium weiterhin als empfehlenswert eingestuft (Note: 1,8). Für die Pflicht-VWL Konjunktur- und Beschäftigungstherapie ein Muss um die Veranstaltung überhaupt zu begreifen.

Die Vorlesungen Einführung in die Finanzwissenschaft 1 und 2 orientieren sich, wenn von Blankart gelesen, komplett an seinem Buch „Öffentliche Finanzen in der Demokratie“. Da die dazugehörige Übung sich überhaupt nicht damit deckt und auch den Klausurenschwerpunkt bildet, bekam dieses Buch nur eine 2,7. Trotzdem ist es eine leicht bekömmliche nette Lektüre, die man gerne liest um den Sinn hinter jeglicher Art von Steuern zu erkunden.

Empfohlene Literatur für Theorie der Finanzwissenschaft 1 und 2 vom Lehrstuhl Wickström wurde leider nicht evaluiert.

 

Schlussendlich sei zu beachten, dass jeder anders lernt, und daher einige Bücher für den einen gut geeignet sind und für den anderen gar nicht. Es ist also immer noch besser, sich erst mal ein Buch auszuleihen, als es blind zu kaufen.

Wir hoffen trotzdem, Euch einige Anhaltspunkte gegeben zu haben, in welche Bücher Ihr zuerst schauen solltet um somit den Bücher-dschungel etwas durchdringlicher zu gestalten.