Ph.d lounge

Kennt ihr noch diese kleine, gemütlich vor sich hinträumende Räumlichkeit, welches erhaben über dem Trubel unserer Fakultät thronte? Genau, in der dritten Etage mit dieser vielfach beklebten Tür, direkt neben dem Aufgang zu den himmlischen Sphären des Hermes-Türmchens, welche Aufnahme in den innersten Zirkel des Studentenuniversums versprach?

Nun fragt man sich als Kenner, was denn mit dieser, der Vergangenheit angehörenden, Herberge des Wohlseins passiert ist, nachdem das Studentencafé mit all seinen Sofas, Tischleins, bunten Kaffeetassen, Spielchen und Thermokaffeekannen die vielen Treppen hinunter in die Niederrungen des Erdgeschosses getragen wurde?

Um uns die Antwort zu der Frage geben zu können, bedarf es ein großes Stück von Phantasie. So ist es naheliegend, dass dieser, durch den Geruch brühwarmen Kaffees der vergangenen Jahre geprägter Raum zu etwas Elitärem bestimmt ist. Und da diese nahezu einem Versteck ähnelnde Location einen gewissen Schein des Inoffiziellen mit sich führt, ist sie als Stätte geeignet, die nur Auserwählten der höheren, wirtschaftlichen Schule vorbehalten bleibt, um sich dort in heimlicher Atmosphäre zum Austausch ihrer neuesten, brisantesten und bereits modellierten Gedanken zu treffen.

Eine minimal gehaltene Ansammlung vonMenschen aus verschiedenen Nationen, die sich mit der Aufgabe, die Theorie weiterhin von der Praxis entfernt zu halten, beauftragt fühlt und diese im Wohlbehagen ihrer Meister numerisch umsetzt.

Vielleicht wäre der Begriff „Lounge“ perfekt definierend für dieses Forum an Absolventen, die freiwillig ihre Liebe zur Theorie offenbarten, um in jenen Kreis der sowohl Ph.d -würdigen als auch –fähigen aufgenommen zu werden.

Und so blättern sie da oben in ihren Büchern, in denen die Buchstabenketten vereinzelter Argumente aus Zahlen, griechischen Buchstaben und langhalsigen Termen bestehen und verschwinden dabei gänzlich unter einem Teppich der Formalisierung x-ten Grades, um der Realität „Gute Nacht“ und der durch abstrakte Annahmen modellierten Welt „Guten Tag“ zu sagen.

kh