Ich bin ein Topstudent holt mich hier raus!

Mit Unirankings ist es so wie mit schrägen Sendungen im Fernsehen, keiner sieht sie (offiziell) und trotzdem wissen alle wovon die Rede ist. Wir vom Hermes machen hemmungslos mit, bei allem was Unterhaltung verspricht und widmen uns somit neuesten Unirankings. Über den Sinn und Unsinn von Unirankings wurde viel diskutiert und trotzdem ist es interessant, wo wir nach Meinung von Spiegel und Co im nationalen Wettbewerb stehen.

Das Zentrum für Hochschulentwicklung (CHE) untersucht bereits seit einigen Jahren in Zusammenarbeit mit Focus, welche Universitäten mit welchen Fächern zu den vermeintlich Besten in Deutschland gehören. So werden natürlich auch die beliebten Studiengänge Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre evaluiert.

In Volkswirtschaftslehre schnitt die HU erwartungsgemäß gut ab. Wir erreichten in der Gesamtwertung Platz drei hinter München, Mannheim und befinden uns somit auf einer Stufe mit Magdeburg. Nach uns folgen Bonn, Konstanz und Freiburg.

Eines der wichtigsten Kriterien war dabei die Reputation der Fakultäten in Forschung und Lehre, dazu wurden 2500 Wissenschaftler des Fachgebiets befragt, welche Fakultäten in Forschung oder Lehre besonders gut sind. Da sicherlich der geringste Teil der Wissenschaftler schon tatsächlich in Veranstaltungen der betrachteten Hochschule gesessen hat, gehen diese sicherlich davon aus, dass die Hochwertigkeit der Lehre mit der Qualität der Forschung einhergeht. Das dies nicht unbedingt gelten muss, kann sicherlich jeder bestätigen, der noch das „Glück“ hatte bei Prof. Güth Veranstaltungen zu hören.

Weitere Kriterien für die Güte der Hochschule sind unter anderem die durchschnittliche Studiendauer in Semestern sowie der Frauenanteil an den Studierenden. Mit durchschnittlich 11,3 Semestern sind VWL Studenten der Humboldt nicht gerade schnell, doch noch immer im Mittelfeld. Doch, um beim nächsten Ranking ein besseres Ergebnis zu erzielen, müssen wir die bisherige Humboldt Taktik zur Reduzierung der Studienzeit noch konsequenter anwenden: „Mach den Kurs lieber jetzt, wer weiß, ob es den im nächsten Jahr noch gibt“ sollte den Studenten eindringlich eingebläut werden.

Der Frauenanteil unter den VWL-Studierenden liegt bei uns mit 33,4 % irgendwo im Mittelfeld, weit hinter dem Spitzenreiter Frankfurt/Oder, wo 45,3 Prozent der VWL Studierenden weiblich sind.

Weiter erfuhren wir, dass wir es bei uns gerade zu familiär haben, denn mit 625 Studenten der VWL sind wir weit von Bonner Zuständen entfernt, die 2550 Studenten zu verkraften haben. Wer sich mit dem Gedanken herumquält, an der TU oder FU VWL zu studieren, wird dieser Untersuchung zu Folge von diesem Vorhaben Abstand nehmen, denn die FU erreicht im „Gesamtscore“ nur die Kategorie Mittelfeld und die TU landet gar in der Schlussgruppe.

Um den Hausfrieden in unserem Hause zu bewahren, müssen wir uns darauf einigen, dass diese ganze Untersuchung völliger Humbug ist und findige BWLer können unter www.focus.de/hochschulen in der Methodenbeschreibung nach zahlreichen Fehlern suchen, denn das Fach Betriebswirtschaftslehre der HU schafft es nicht einmal unter die ersten sechs. Wir erreichen die Kategorie MITTELFELD, auf einer Stufe mit der FU und der TU. Die TU überholt uns sogar noch im Bereich Unternehmensreputation. Nummer eins ist ohne große Überraschung Mannheim.

Der Spiegel wollte dem Focus nicht nachstehen und startete eine Untersuchung, an welcher Universität und in welchem Fach, der höchste Anteil an Elitestudenten zu finden ist. Als ob es jemals unser Begehr gewesen wäre, mit der Elite zu studieren. Die Autoren wissen gar nicht wie gut es sich als Student in der Mittelmäßigkeit lebt. Denn hier ist der Einäugige König unter den Blinden. Die „Topstudenten“ werden nach Kriterien wie Abiturnote, Vordiplomsnote, Studiendauer, Sprach- EDV-Kentnisse, Praktika, und bereits erfolgter Veröffentlichung ermittelt. Dabei bestand die Datenbasis aus den Antworten, der Hauptstudiumsstudenten, die sich an der Online-Umfrage beteiligt haben.

Die Maßzahl nach der zwischen mehr und weniger Elite sortiert wird, ist die Anzahl der Studenten an einer Universität, die bundesweit zu den oberen 10 Prozent gehören.

Im Fach Volkswirtschaftslehre belegt die HU den zweiten Platz, denn der Anteil der Topstudenten soll hier bei 15 Prozent liegen, nur noch Tübingen weist einen höheren Wert auf. Damit gehören wir zusammen mit Konstanz, Mannheim, Dresden, Passau, Köln und München zur „Spitzengruppe“. Die FU und TU liegen in der „Schlussgruppe“.

Beim Ergebnis für Betriebswirtschaftslehre wird es wieder heikel, denn hier erreicht die HU mit Rang 19 nur das „Mittelfeld“. Nur fünf Prozent sollen zur Elite gehören. Platz eins belegt die Wirtschaftshochschule Vallendar mit einem Topstudentenanteil von 77 Prozent. Doch mal ehrlich, wer hat Lust mit der Elite in Vallendar zu sitzen, pro Semester 5000 Euro Studiengebühren zu bezahlen und mit der Pistole im Nacken das Studium in acht Semestern abzuschließen, denn das ist dort die durchschnittliche Studiendauer.

Um das studentische Leben zu genießen und mal auf andere Gedanken zu kommen, kann man sich als Elitestudent in Vallendar in seiner Freizeit an „Studentenprojekten“ wie der studentischen Unternehmensberatung „confluentes“ beteiligen. Man höre und staune, es gibt in Vallendar sogar eine Studentenzeitung mit dem geistreichen Namen „Germany Calling“.

Mit der Namensfindung hatte man anscheinend den Geniestreich schon hinter sich, so dass man es für unnötig hielt, die Webseite während der letzten vier Jahre einmal zu aktualisieren. Hauptsache studentisches Engagement steht im Lebenslauf!

Hinzu kommt, dass in Vallendar Topstudenten anscheinend männlich sein müssen, denn nur 17 Prozent aller Studierenden in Vallendar sind weiblich.

Insofern sind wir doch froh, hier zu studieren, weit entfernt von dem anstrengenden Eliteleben. Wenn sich einer von euch in einer Vorlesung mal unterfordert fühlt, und das Gefühl hat, er gehöre hier nicht hin, dann ruft er einfach „Ich bin ein Topstudent holt mich hier raus“ oder bleibt still und genießt sein Leben als Einäugiger.

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